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Sein "Sinn für Pflicht und Verantwortlichkeit", habe zu seinem Rücktritt geführt. Der Exekutivrat der Weltbank findet blumige Worte, wenn es darum geht, Paul Wolfowitz einen Abgang ohne weiteren Gesichtsverlust zu ermöglichen. "Dankbar" sei man für die Dienste, die der 63-Jährige der Weltbank geleistet habe, steht in der einseitigen Erklärung der Direktoren, die nach Aussagen von Bankmitarbeitern in zähem Ringen um Worte entstanden war.
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Nicht nur seine Socken sind löchrig, wie man seit dem peinlichen Auftritt des Weltbankchefs im Jänner in einer türkischen Moschee weiß - erheblich ramponiert wurde das Ansehen von Wolfowitz zuletzt durch die Affäre um die Gehaltserhöhung für seine Lebensgefährtin. Dabei hatte er sich ausgerechnet den Kampf gegen die Korruption auf seine Fahnen geheftet.
Dass der frühere US-Vize-Verteidigungsminister und Co-Architekt des Irak-Krieges doch Rücktrittsforderungen nachgeben würde, wurde klar, nachdem zuletzt sogar US-Präsident George Bush auf Distanz zu Wolfowitz gegangen war. Und das, obwohl der ehemalige Politologie-Dozent in Yale zu einem neokonservativen Zirkel Intellektueller gezählt wird, der stets großen Einfluss auf den US-Präsidenten hatte.
"Einen anständigen Mann mit Herz" - so nannte Bush Wolfowitz, als er ihn im Frühjahr 2005, als die Lage im Irak für die USA unerfreulich wurde, auf den Chefsessel der Weltbank und damit raus aus der US-Außenpolitik lobte. Diese Besetzung war höchst umstritten, hatte Wolfowitz doch keinerlei Erfahrung in der Entwicklungsarbeit.
Die internationalen Wortmeldungen zum Abgang von Wolfowitz klingen weniger diplomatisch als das offizielle Weltbank-Statement. Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück sprach von der "richtigen Konsequenz zum richtigen Zeitpunkt". Untragbar sei Wolfowitz geworden, meint der deutsche Exekutivdirektor Eckhard Deutscher. Zwar steht in der Erklärung des Direktoriums, es habe die Versicherung von Wolfowitz, in gutem Glauben gehandelt zu haben, akzeptiert. "Aber wir haben es ihm nicht wirklich abgenommen", so Deutscher.
Viele machen sich nun laut Gedanken über die Rufschädigung, die die Weltbank durch die Wolfowitz-Affäre erlitten hat und wie die Spitze künftig bestellt werden soll. Die Suche nach dem Nachfolger beginne sofort, betont die Bank. Aus dem US-Präsidialamt verlautete, Bush wolle die Tradition fortsetzen und wieder einen US-Bürger für die Weltbankspitze vorschlagen. Traditionell wurde das Amt des Weltbank-Präsidenten bisher von den USA besetzt, die der größte Kapitalgeber der Bank sind (im Gegenzug wird der IWF von einem Europäer geführt).
Entwicklungshilfeorganisationen verlangen nun, die Befähigung und nicht die Nationalität zum entscheidenden Kriterium bei der Besetzung des Postens zu machen.