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Ruf nach Wirtschaftern im öffentlichen Dienst

Von Harriett Keber

Wirtschaft

BWL-Kenntnisse immer wichtiger. | Aber mögliche | Akzeptanzprobleme durch Juristen. | Wien. "Jeder, der im öffentlichen Bereich etwas verändern möchte und privatwirtschaftlich denkt, wird in Zukunft willkommen sein", so der renommierte Personalberater Othmar Hill von Hill International zum Strukturwandel des öffentlichen Verwaltungsapparates sowie zu den neuen Qualifikations- und Anforderungsprofilen an so genannte Public Manager.


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Für die Beschäftigen des öffentlichen Dienstes bedeutet dieser Strukturwandel nicht nur Ausbau des Bürgerservices, Einsparungen und veränderte Rahmenbedingungen wie Zunahme der Vertragsbediensteten und im Gegenzug Abbau pragmatisierter Beamter; insbesondere verändert der Ruf nach mehr Effizienz das Anforderungs- und Qualifikationsprofil an künftige Mitarbeiter. Privatwirtschaftliche oder managementmäßige Ansätze zu akzeptieren, ist für Hill eine entscheidende Herausforderung für den Verwaltungsbereich: "Kosten auf rein quantitativem Wege einsparen zu wollen, ist keine dauerhafte Lösung". Vielmehr könne der aus der Privatwirtschaft bekannte Grundsatz - wichtigstes Kriterium sei die Qualität der Postenbesetzung - durchaus auf die Verwaltungen übertragen werden.

Jus als Voraussetzung

In diesem Zusammenhang sieht Gerhard Hammerschmid vom Institut für Public Management der WU Wien in der juristischen Grundausbildung auch weiterhin eine wesentliche Voraussetzung für eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst: "Da nach wie vor etwa zwei Drittel der Führungskräfte im öffentlichen Bereich ausgebildete Juristen sind, kann es sonst zu Akzeptanzproblemen kommen." Nach Hammerschmid orientiert sich der Arbeitsalltag in der Verwaltung daran, was politisch gewünscht wird, was juristisch möglich und was betriebswirtschaftlich zweckmäßig ist: "In Österreich sind die beiden ersten Akzente dominierend".

Jedoch zeichnet sich ein Wandel zu Gunsten betriebswirtschaftlicher Zweckmäßigkeit ab. Public Manager, die neben juristisch-fachlichem auch betriebswirtschaftliches Know-How in den öffentlichen Sektor einbringen, werden einer wissenschaftlichen Untersuchung des Instituts für Public Management der WU zufolge offensichtlich benötigt: Zwar platzierten die in der Studie befragten Führungskräfte der Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltung bei der Frage, welche Qualifikationen Beschäftigte vorweisen sollten, das betriebswirtschaftliche Wissen beim Ranking durchwegs auf den hintersten Plätzen. Die größten Defizite wurden allerdings im Bereich betriebswirtschaftlicher Kenntnisse und der Mitarbeiterführung wahrgenommen.

Parteibuch unwichtig

Verstärkt betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Handeln im öffentlichen Dienst lässt jedoch nicht darauf schließen, dass dort in Zukunft größtenteils hauptberufliche Betriebswirte beschäftigt werden. Die juristischen und politischen Arbeitsbereiche verlangen nach entsprechend ausgebildetem Personal - aber mit verstärktem betriebswirtschaftlichen Know-How. Laut Hill ist einerseits "ein generalistisches Know-How und Social Skills zukunftsweisend", andererseits prognostiziert er, spiele die Parteizugehörigkeit der Bewerber im öffentlichen Sektor eine zunehmend untergeordnete Rolle.

Bei den strukturellen Veränderungen handelt es sich um jahrelange Prozesse, in denen neue, betriebswirtschaftlich ausgerichtete Maßnahmen ständiger interner und externer Prüfung bedürfen, stellt Hammerschmid fest. Eine zusätzliche Schwierigkeit: Auf Grund des in die Öffentlichkeit transportierten Selbstbildes der Public Manager sei schwer messbar, was sich intern wirklich ändert und sinnvoll ist. Hammerschmid dazu pointiert: "Der Fokus der Einführung betriebswirtschaftlicher Maßnahmen im öffentlichen Sektor liegt oft in der Ankündigung und weniger auf dem Arbeitsalltag." Denn es sei beobachtet worden, dass betriebswirtschaftliche Instrumente in Verwaltungen eingeführt worden seien, aber trotz Kontrollen im behördlichen Alltag nur wenig bewirkt hätten.