Österreicher haben 12 Milliarden Euro Kapital investiert. | Bukarest/Wien. In einer Hinsicht sind die Rumänen Weltspitze: 59 Prozent blicken laut Gallup pessimistisch in die Zukunft - so negativ sind nur noch die von der Krise an den Rande des Bankrotts geprügelten Isländer eingestellt. Keine große Überraschung, sagt Georg Oberreiter, Botschafterstellvertreter in Bukarest, zur "Wiener Zeitung": "Immerhin ist die Fallhöhe des Landes direkt vom Boom in die Krise beträchtlich."
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In den vergangenen Jahren hatte der Karpatenstaat eine beeindruckende Wachstumsstory hingelegt - zwischen 2001 und 2008 wuchs die Wirtschaft jährlich um mehr als sechs Prozent. Der Boom und geringe Arbeitskosten zogen Investoren in Scharen an: Bekanntestes Beispiel ist die Renault-Tochter Dacia, welche die billigsten Autos des westeuropäischen Marktes produziert. Größter Investor ist freilich Österreich: Laut der Botschaft in Bukarest wurden in den letzten 20 Jahren 12 Milliarden Euro an reinen Kapitalinvestitionen getätigt.
Immo-Blase ist geplatzt
Die OMV-Tochter Petrom ist mit 4,9 Umsatzmilliarden sogar das größte Unternehmen in ganz Südosteuropa. Raiffeisen war 1998 ein Bankenpionier; die heutige Erste-Tochter Banca Comerciala Romana ist die größte rumänische Bank. Daneben tummeln sich 5400 Firmen mit österreichischer Kapitalbeteiligung.
Die Immobilienblase ist bereits geplatzt: Wohnungen haben um bis zu 40 Prozent an Wert verloren. Und die bisherige Stärke der rumänischen Wirtschaft wird jetzt zum Problem: Das Land wurde getragen von hoher Binnennachfrage. Die 22 Millionen Rumänen - 53 Prozent in den Städten - erwiesen sich als konsumfreudiger als etwa die Ungarn, Tschechen oder Polen. Langfristige Anschaffungen wurden oft mit Krediten in Fremdwährung finanziert - umso größere Probleme bereitet die stetige Abwertung der Landeswährung Leu. Für den Export bringt die schwächelnde Währung nichts - dieser war bis dato kaum existent. Statt des vom EU-Beitritt 2007 erhofften Schubs bringt die Krise nun ein Schrumpfen um 7,5 Prozent. Auch 2010 bleibt das erwartete Wachstum mit 0,5 Prozent gering.
Die Finanzlage ist dank der Notkredite von EU, Weltbank und vor allem Währungsfonds stabilisiert. Dieser hat 11,5 Milliarden Euro an Darlehen in Aussicht gestellt, wegen der unsicheren politischen Situation die Auszahlung aber vorerst gestoppt: Bukarest muss sein Budgetdefizit unter 5,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes drücken.
Die österreichischen Investoren halten dem Land unterdessen die Treue: "Wir wissen von keinem einzigen Unternehmen, das aus dem Markt rausgegangen wäre", sagt Oberreiter.