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"Rumänien hat keine internationale Hilfe nötig"

Von Klaus Huhold

Wirtschaft
Cristian Popa. Foto: BNR

Nationalbank tritt Bewertung von Ratingagentur entgegen. | Bukarest. "Wir haben es nicht nötig, internationale Hilfe anzufordern", betont Cristian Popa. Der Vize-Gouverneur der Rumänischen Nationalbank (BNR) tritt damit einer Einschätzung der Ratingagentur Fitch entgegen: Diese prognostizierte kürzlich, dass Rumänien die Finanzkrise ohne internationale Zuwendung nicht überstehen würde. Zudem stufte Fitch die Bonität des Landes herab.


Popa verwies in Bukarest vor österreichischen Journalisten darauf, dass Rumänien 29 Milliarden Euro an Reserven habe. Zudem übte er Kritik am Fitch-Bericht: Die Zuschüsse von der EU fänden darin keine Beachtung. Rumänien erhält von der Union bis 2013 rund 31 Milliarden Euro. Laut dem 44-Jährigen hat der Markt aber bisher ohnehin relativ ruhig auf die Herabstufung der Bonität reagiert.

Doch wird die Finanzkrise keinesfalls spurlos an Rumänien vorübergehen. Das Wirtschaftswachstum, das in den vergangenen Jahren bei etwa sechs Prozent lag, steigt nach jüngsten Einschätzungen der BNR 2008 vorübergehend bis auf acht Prozent, worauf es 2009 auf ungefähr 4,6 Prozent sinkt. "Von Rezession kann aber keine Rede sein, obwohl die vorübergehenden Einschätzungen deutlich für Unsicherheit gesorgt haben", sagte Popa.

Der Experte sieht noch weitere Auswirkungen der Krise auf Rumänien zukommen: Die Wechselkurse des rumänischen Leu werden stärkeren Schwankungen ausgesetzt sein, und die Nachfrage nach rumänischen Exporten wird - wie auch das Importvolumen - sinken. Zudem wird es wohl zu einem Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen kommen. Gewinne werden höchstwahrscheinlich in die Herkunftsländer zurückgeführt.

Einlagen bei BNR

Einen weiteren Effekt der Krise nennt Lucian Anghel, der Chef-Ökonom der Banca Comerciala Romana (BCR), einer Tochter der Erste Bank: Der Kreditmarkt werde nicht mehr so schnell wachsen. Auch seine Bank sei nun angehalten, Projekte genauestens zu prüfen.

Gleichzeitig verwies Anghel - wie auch andere Analysten - darauf, dass der Kreditmarkt in Rumänien nicht so überhitzt sei wie anderswo. Der Grund dafür ist die strenge Mindestreservenpolitik der Nationalbank. Geldinstitute müssen 20 Prozent ihrer Einlagen in Inlandswährung und 40 Prozent in Fremdwährung bei der BNR veranlagen.