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Rumsfeld: Neue Aufgaben im alten Ministerium

Von Jim Wolf

Politik

Washington - Der künftige amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld kehrt Anfang nächsten Jahres in ein Ministerium zurück, das er aus der schwierigen Zeit nach dem Vietnamkrieg kennt. Der heute 68-Jährige war von 1975 bis 1977 unter Präsident Gerald Ford der jüngste Verteidigungsminister der US-Geschichte. Er hat mittlerweile eine Karriere in Industrie und Wissenschaft hinter sich - eine gute Vorbereitung auf die Aufgaben, die die USA im neuen Jahrhundert bewältigen müssen. Dazu gehört auch das Raketenabwehrsystem "National Missile defense" (NMD).


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Rumsfelds politische Karriere begann nach dem Uniabschluss in Princeton mit der Wahl in den Kongress im Jahre 1962. Präsident Richard Nixon entsandte den vier Mal ins Repräsentantenhaus gewählten Republikaner aus Illinois 1973 als US-Botschafter zur NATO nach Brüssel.

Nixons Nachfolger im Weißen Haus, Gerald Ford holte Rumsfeld im Jahr darauf als Stabschef ins Präsidialamt zurück, bevor er ihm ein weiteres Jahr später nach der Niederlage der USA in Vietnam zum Verteidigungsminister berief.

Nach Ausscheiden aus Regierung in Pharmaindustrie

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt war Rumsfeld unter anderem Chef eines Pharmaunternehmens und Berater einer Investmentbank. 1997 wurde er Vorstandschef des Bio-Pharma-Unternehmens Gilead Science und hat Erfahrungen als Manager in den Chefetagen.

In der Politik sorgte Rumsfeld vor zwei Jahren als Chef einer überparteilichen Kommission für Aufsehen, die die Verwundbarkeit der USA gegen ausländische Raketenangriffe untersuchte. Im Gegensatz zu einem drei Jahre zuvor erstellten Bericht des Geheimdienstes CIA kam die Rumsfeld-Kommission 1998 zu dem Schluss, dass einige kleine Staaten noch vor dem Jahr 2011 zu Angriffen auf die USA in der Lage seien könnten. Staaten wie Nordkorea, Iran und schließlich der Irak könnten sogar eher über die nötige Technik verfügen, um die USA mit geringer oder gar keiner Vorwarnzeit anzugreifen - so das Fazit.

Präsident Bill Clinton trat auf dieser Grundlage den Plänen für ein nationales Raketenabwehrsystem näher, das Experten und die Republikaner empfahlen, um die USA vor solchen Angriffen zu schützen.

Neue Konfrontation mit Russland droht

Bush und sein neuer Mann im Verteidigungsministerium müssen nach der Amtsübernahme am 20. Jänner entscheiden, ob das Raketenabwehrsystem NMD weiter verfolgt wird. Die Konfrontation mit Russland ist programmiert, da der ABM-Vertrag von 1972 die Zahl der Abwehrraketen beider Großmächte begrenzt. Aber auch China und selbst enge Verbündete der USA in Europa sind zu den Plänen für ein Raketenabwehrsystem auf Distanz gegangen

Doch nicht nur dieses Gebiet, in der modernste Technologie und ihre enormen Kosten eine Rolle spielen, wartet auf Rumsfeld. Bush hat mehr Geld für die Modernisierung und Flexibilisierung der Streitkräfte angekündigt. Auch die gegenwärtige Doktrin, dass die USA gleichzeitig in der Lage sein müssen, zwei Kriege gleichzeitig zu führen, steht auf dem Prüfstand. Denn ab Jänner steht die alle vier Jahre fällige, mittelfristige Militärplanung an. Zwar hat Bush im Wahlkampf versprochen, den Verteidigungsetat von gegenwärtig 310 Milliarden Dollar (334 Mrd. Euro/4.594 Mrd. S) aufzustocken, doch halten gerade konservative Militärexperten die genannten zusätzlichen 54 Milliarden Dollar für zu gering. Schließlich stünden mit dem Raketenabwehrsystem, den Plänen für einen neuen Kampfbomber und den vielen Friedenseinsätzen Fragen an, die den USA enorme Kosten aufbürdeten.