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Er war noch nicht einmal da und ist nun auch schon wieder weg: Jan Ullrich wird nicht sportlicher Leiter des Radrennens "Rund um Köln". Gut, die Meldung wäre keine, wäre nicht vor wenigen Tagen sein Engagement bekanntgegeben und schlagzeilenwirksam von Ullrich als "Erfüllung eines Herzenswunsches" an seinen Freund, den Veranstalter Artur Tabat, verkauft worden. Doch die erhoffte Jubelstimmung blieb aus, stattdessen regte sich Kritik, dem amtsbekannten Doper die Verantwortung zu überlassen. Freilich: Es waren andere Zeiten, Ullrich hat seine Strafe verbüßt und eine zweite Chance verdient (die viele andere im Radsport schon weit früher bekamen). Immerhin hat er als bisher einziger Deutscher die Tour de France gewonnen (1997) und dem Sport spannende Momente und Aufmerksamkeit verschafft - ehe er mitverantwortlich für eine der größten Krisen desselben zeichnete. Doch das Problem ist eben, dass er diese Mitverantwortung stets abgestritten hat, keinen Fehler bei sich erkennen konnte und damit kaum als Gesicht einer neuen Glaubwürdigkeit, von der man gerne spricht, taugt. Dass Tabat seine Vergangenheit dann auch noch verharmloste - gegen das was in Russland laufe, "war das damals doch harmlos" - missfiel nicht nur dem berichtenden Sender WDR. Man werde zwar eine Zusammenfassung bringen, sich aber auch mit Tabats Aussagen beschäftigen, hieß es. Jetzt machte Ullrich dann den larmoyanten Rückzieher: Es habe viele positive Reaktionen gegeben, aber "einige wenige Medien können offensichtlich nicht damit umgehen", weswegen er sein Amt nicht antreten werde, schrieb er auf Facebook. Viel Lärm um nichts also? Nicht ganz. Denn dass es "einige wenige" kritische Meldungen geben würde, hätte man bei aller Negation eigener Schuld auch ahnen können. Aber womöglich hat man das eh - und für die Schlagzeilen in Kauf genommen. Auch so geht PR. Vielleicht war das ja der Herzenswunsch.