Zum Hauptinhalt springen

"Russen sind loyale Touristen"

Von Eva Zelechowski

Wirtschaft
© roductions/gettyimages

Das "Tourismusjahr 2017" will die Beziehungen zwischen Österreich und Russland intensivieren.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. "Die Russen sind sehr loyale Touristen. Wenn sie einmal kommen, dann kommen sie immer wieder, und das ist eine sehr seltene Eigenschaft." Der Aussage von Taleb Rifai, Generalsekretär der UN-Welttourismusorganisation, stimmt die russische Vizekulturministerin Alla Manilowa nickend zu. Das Wirtschaftsministerium hat zur Pressekonferenz geladen und präsentiert erste Details zum vor einem Jahr vereinbarten "Tourismusjahr 2017". Damit wollen Österreich und Russland mit zahlreichen Projekten den seit 2014 anhaltenden Abwärtstrend im Fremdenverkehr aufhalten.

Nach 2013, dem erfolgreichsten Jahr für den russisch-österreichischen Tourismus, blieben die Gäste aus. Im ersten Halbjahr 2016 zog es 19 Prozent weniger russische Besucher nach Österreich als im Vorjahreszeitraum, und umgekehrt machten sich drei Prozent weniger österreichische Reisende nach Russland auf. Besonders schmerzhaft ist das Ausbleiben der russischen Gäste in der Alpenrepublik, deren BIP zu 15 Prozent vom Tourismus getragen wird. Die direkte und indirekte Wertschöpfung beträgt in Summe 45 Milliarden Euro, und 600.000 Arbeitsplätze hängen an der Branche. Seit dem Frühjahr 2016 hat eine Delegation aus 60 Personen ein Angebot vor allem von Kulturveranstaltungen und sogenannten "Reiserouten" - dreitägige Trips mit kulturellem und historischem Schwerpunkt - zusammengestellt. 2018 sollen diese Kulturrouten im Europarat präsentiert werden, der sich laut Malinowa interessiert gezeigt habe. "Wir hoffen sehr auf eine Unterstützung durch den Europarat."

Erster Aufwärtstrend

"Vor zwei Jahren haben wir darüber beraten, wie wir die Beziehungen zwischen Österreich und Russland verbessern können, denn diese haben sich nach den EU-Sanktionen stark verändert. Das Thema Tourismus ist nicht zufällig aufgekommen", sagte Dmitri Ljubinski, der russische Botschafter in Wien. In der Strategie gegen den Negativtrend habe der Kulturbereich einen großen Stellenwert eingenommen und die Maßnahmen sollen langfristig wirken, so der Diplomat. "Im November 2016 zeigte sich erstmals ein Aufwärtstrend bei den Nächtigungen aus Russland", sagte WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz. Sie hofft auf weitere Kooperationen, um auch Anreize für Regionen, die in Russland nicht so bekannt sind, zu schaffen. Ein wichtiges Thema ist hier eine gute Fluganbindung, sagt Schultz.

Ergänzend dazu soll eine neu gegründete Plattform als Impulsgeber der Politik dienen, um in Grundsatzfragen der Tourismuswirtschaft unisono zu kommunizieren. Dem "Koordinierungsausschuss Tourismus Österreich" gehören alle relevanten Institutionen der Branche wie die Österreich Werbung an. In Russland sollen Visa-Erleichterungen mit einem zweifachen Visum für das zweite Jahr Besucher anlocken.

Angesprochen auf Terroranschläge in Europa und die daraus resultierende getrübte Reiselust, betonte Tifai, dass man mit Reiseverboten vorsichtig sein müsse. "Terroristen wollen doch, dass wir aufhören zu reisen. Damit belohnen wir sie nur. Wir dürfen Touristen nicht isolieren, deshalb bin ich sehr froh über die Visa-Erleichterungen der russischen Politik", sagte er.