Hohe Dividende als weitere "Giftpille" gegen Übernahme durch die OMV. | Wien/Budapest. "Wir haben aus einem Schreiben der OMV an das MOL-Management am 25. Juni herausgelesen, dass die angebotenen Gespräche auf eine Totalübernahme der MOL durch die OMV hinausgelaufen wären - und das wäre für uns weder attraktiv noch sinnvoll": Einen Tag, nachdem die MOL-Führung das "informelle" Übernahme-Angebot der OMV - das die gar nicht als Übernahmeangebot sieht - formell abgelehnt hat, kündigte MOL-Kon zernsprecher Szabolcs Ferencz am Dienstag in Wien weitere Aktienrückkäufe an und - als weitere "Giftpille" zur Abwehr der "feindlichen" Übernahme - eine massive Erhöhung der Dividende auf 40 Prozent. "Unsere Aktionäre sollen nicht nur durch den höheren Aktienkurs profitieren", meinte Ferencz. Bei der nächsten Hauptversammlung im Frühjahr 2008 sollen deshalb auch die jetzt zurückgekauften Aktien eingezogen werden, damit der Wert der übrigen Anteile steigt.
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Schrillere Töne
Seit Beginn des Aktienrückkaufprogramms hat das MOL-Management fast eineinhalb Milliarden Euro aufgewendet und - weil nach EU-Recht kein Unternehmen mehr als 10 Prozent der eigenen Aktien halten darf - größere Pakete an "befreundete" Banken und Unternehmen verliehen. Offiziell hält man nur zwei Prozent eigene Aktien, in Branchenkreisen geht man davon aus, dass das Management inzwischen schon mehr als 30 Prozent der rund 10 Millionen MOL-Aktien kontrolliert.
In der Operette um Übernahme oder Kooperation der beiden größten mitteleuropäischen Energiekonzerne werden die Töne zuletzt schriller: Man wolle die Unabhängigkeit gar nicht um jeden Preis bewahren, erklärte Ferencz, aber eine Übernahme gerade durch die OMV wäre weder attraktiv noch sinnvoll - schließlich sei MOL das wesentlich effizientere Unternehmen und die OMV könne technologisch nichts Positives einbringen. "In einer idealen Marktwirtschaft würde MOL als effizienteres Unternehmen auf lange Sicht die OMV übernehmen", zeigte sich Ferencz überzeugt. Auch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen sei eine Fusion kaum durchführbar. Denn in mehreren Ländern - etwa Ungarn, der Slowakei und Rumänien - würden Monopolsituationen entstehen, die Desinvestitionen erforderlich machten - und damit würden Werte zerstört. Und: Dass ein "teilweise staatliches" ausländisches Unternehmen eine feindliche Übernahme der für Ungarn so bedeutenden MOL plane, würden viele ungarische Politiker als Beleidigung des ungarischen Staates betrachten. In der Geschichte der Ölindustrie sei ein derartiges "hostile takeover" beispiellos.
MOL-Vorstandschef Zsolt Hernadi erklärte unterdessen in einem Interview mit der Zeitung "Nepszabadsag", er könne "mindestens zehn" Unternehmen nennen, mit denen eine Partnerschaft einfacher wäre als mit der OMV - und führte als Beispiele die russischen Gesellschaften Rosneft oder Lukoil an.