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Natürlich geht es offiziell auch um Syrien. Doch viel in dieser Sache zu bereden haben Russlands neuer alter Präsident Wladimir Putin und sein chinesisches Gegenüber Hu Jintao in Wahrheit nicht. "Beide Seiten sind gegen eine ausländische Intervention in Syrien und gegen einen erzwungenen Regime-Wechsel", teilte das chinesische Außenministerium gleich zu Beginn der dreitägigen Visite Putins in Peking mit. Die Frontlinien sind damit dieselben wie auch schon beim Ausbruch des Konflikts.
Viel wichtiger als Syrien ist China und Russland das Ausloten geostrategischer Möglichkeiten im asiatischen Raum. Denn obwohl beide Länder in den vergangenen Jahren immer wieder demonstrativ ihr gutes Verhältnis zur Schau getragen haben und auch diesmal der Ausbau der strategischen Partnerschaft auf dem Programm steht, beäugt man einander hinter den Kulissen zunehmend misstrauisch. Vor allem Russland fühlt sich als Verlierer in dieser Beziehung. Im Zuge ihres kometenhaften wirtschaftlichen Aufstiegs haben die Chinesen nicht nur an Selbstbewusstsein zugelegt, sondern auch ihre jahrzehntelange Abhängigkeit deutlich reduziert. War der enorme Bedarf der Volksbefreiungsarmee an Waffen und Ausrüstung früher ein zentraler Faktor für die russische Rüstungsindustrie, so sind die Exporte zuletzt schmerzhaft eingebrochen. Mittlerweile scheut man sich sogar schon davor, Waffen ins Reich der Mitte zu liefern, aus Angst, die Chinesen könnte sie einfach kopieren und Russland damit auf dem Weltmarkt Konkurrenz machen.
Auch im Energiesektor hat China seine Lieferanten diversifiziert. Das meiste Öl kommt aus Saudi-Arabien, gefolgt von Angola und dem Iran. Ähnlich sieht es beim Erdgas aus. Während China in den von Russland als politischer Hinterhof betrachteten Ländern Zentralasiens neue Partner findet, kommt ein Gas-Deal zwischen Moskau und Peking schon seit Ewigkeiten nicht zustande.
Wirklich verbessern dürfte sich das Verhältnis, das auch von russischen Kommentatoren bereits eher als Konkurrenz denn als Partnerschaft beschrieben wird, wohl nicht so schnell. Denn auch wenn in jüngster Zeit ein anderer Eindruck entstanden sein mag, eine gemeinsame Weltsicht teilen Russland und China primär dann, wenn es gegen die USA geht. Ansonsten regieren Pragmatismus und kühle Kosten-Nutzen-Abwägung. Und oft nicht einmal das. So kommt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in einer Analyse zu dem Schluss, dass es "sowohl in Peking wie auch Moskau strategische Planer gibt, die die andere Seite langfristig als ultimative strategische Bedrohung betrachten".