Pressburg. Offiziell befindet sich die slowakische Regierung erst in Verhandlungen über die Neugestaltung der Kernreaktorlandschaft in ihrem Land. Tatsächlich ist die Aufgabenverteilung zwischen den künftigen Investoren aber offenbar schon recht deutlich abgesteckt. So soll bei der Errichtung eines neuen Reaktors in Jaslovske Bohunice ein deutscher Investor zum Zug kommen, während sich beim Ausbau des zweiten slowakischen Kernkraftwerks in Mochovce neben der italienischen Enel wohl auch zumindest ein russischer Investor engagieren wird
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Premier Robert Fico spricht nach Staatsbesuchen in Deutschland und Russland bisher nur davon, dass man über tatkräftige Unterstützung bei Projekten gesprochen habe, die über die reine Energiedistribution hinausgehen.
Die Russen sollen sich dem Vernehmen nach um die Überwachung des Kernkraftwerks sowie um einen Teil des dortigen sicherheitstechnischen Maschinenparks kümmern. Allerdings plädiert Enel, die sich im Zusammenhang mit dem Erwerb von 66 Prozent an den Slowakischen Elektrizitätswerken (SE) im April vergangenen Jahres zum Ausbau von Mochovce verpflichtet und erst vor kurzem eine entsprechende Feasability-Studie vorgelegt hat, derzeit noch für ein italienisches Unternehmen.
Enel zahlte hohen Preis
Alles spricht jedoch dafür, dass hier am Ende anders entschieden werden wird. Denn Enel hatte bei der Teilprivatisierung der SE zwar am Ende den Zuschlag bekommen, dies jedoch vor allem deshalb, weil die Italiener zur Zahlung des als sehr hoch eingeschätzten Kaufpreises von umgerechnet gut 800 Mio. Euro bereit waren.
An sich hätten weite Kreise der Wirtschaft und auch der frühere Wirtschaftsminister Pavol Rusko, der den SE-Deal eingefädelt hatte, damals lieber ein tschechisches oder russisches Investment gesehen. Wenn nunmehr also ein russisches Unternehmen im Spiel ist, ist ein Auftrag für eben diese Firma wohl kaum mehr als eine Formsache.