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Russischer Oligarch greift nach Immofinanz

Von Karl Leban

Wirtschaft

Boris Mints und CA Immo haben 16,5 Prozent im Visier - Immofinanz-Chef: Angebot "viel zu gering".


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Wien. Im vergangenen Herbst hat sich Boris Mints über seine zypriotische Firma O1 bei der börsenotierten Wiener Immobiliengesellschaft CA Immo groß eingekauft. Von der Bank Austria erwarb der russische Milliardär eine Minderheitsbeteiligung, die er bis Februar auf 26 Prozent aufstockte. Gemeinsam mit der CA Immo greift Mints, dem mehrere große Bürogebäude in Moskau gehören, nun nach der Immofinanz, dem größten österreichischen Immobilienkonzern, der in Osteuropa und da vor allem in Russland stark engagiert ist.

Beide wollen für mehr als 422 Millionen Euro knapp 151 Millionen Immofinanz-Aktien kaufen - und das zu gleichen Teilen. Gelingt ihr Deal, kämen sie auf eine gemeinsame Beteiligung von 16,5 Prozent. Wobei die CA Immo an der Immofinanz nach Aktienkäufen an der Börse schon jetzt rund drei Prozent hält.

Seit Montagabend ist nun ein Angebot angekündigt. Mints und die CA Immo bieten 2,80 Euro je Aktie. Ob sie damit weit kommen, bleibt abzuwarten. Denn Immofinanz-Chef Eduard Zehetner empfiehlt "seinen" Aktionären, das Offert nicht anzunehmen. Nachdem Mints’ O1 und die CA Immo ihre Einstiegspläne am 25. Februar publik gemacht hätten, sei jetzt zwar der Angebotspreis erhöht worden. Mit 2,80 Euro je Immofinanz-Aktie sei das aber "nach wie vor viel zu gering", betont Zehetner.

Das Angebot liege um mehr als ein Drittel unter dem sogenannten Net Asset Value (das ist eine Art Substanzwert, der den Wert eines Firmenvermögens abzüglich der Schulden widerspiegelt). Für angemessen hielte Zehetner demnach mindestens vier Euro je Aktie. Selbst der Börsenkurs lag am Dienstag im Verlauf mit 2,81 Euro über dem gebotenen Preis.

CA Immo: Angebot "fair"

Bruno Ettenauer, Vorstand der CA Immo, verteidigt das Angebot als "fair für die Immofinanz-Aktionäre und wirtschaftlich vertretbar für die CA Immo". In den vergangenen fünf Jahren sei der Immofinanz-Aktienkurs nur im Dezember 2013 über dem jetzigen Offert gelegen. Der aktuelle Börsenkurs sei durch die Spekulationen über das Angebot entstanden, davor sei er bei 2,42 Euro gewesen, so Ettenauer. "Wir bieten auf den Sechs-Monats-Kurs eine Prämie von fast 25 Prozent und auf den Drei-Monats-Kurs eine Prämie von nahezu 30 Prozent."

Das Angebot, das noch im März veröffentlicht werden soll (die Annahmefrist wird vermutlich drei Wochen laufen), zielt auf einen "substanziellen Minderheitsanteil" und in der Folge auf eine Vertretung im Aufsichtsrat der Immofinanz. Laut Ettenauer ist "derzeit keine vollständige Übernahme geplant und auch keine Fusion". Es gehe um eine Finanzbeteiligung mit strategischen Optionen.

Riesiges Immobilien-Portfolio

Die 1990 gegründete Immofinanz hat derzeit mehr als 470 Immobilien (Buchwert: 6,8 Milliarden Euro) im Portfolio. Spezialisiert ist die Gruppe auf die Bereiche Einzelhandel, Büro und Logistik. Ihre Kernmärkte sind neben Österreich und Deutschland Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Polen und Russland. In Russland hatte die Immofinanz zuletzt unter dem Rubel-Verfall zu leiden.