Zum Hauptinhalt springen

Russland: Ausschreitungen gegen Kaukasier nehmen zu

Von WZ-Korrespondent Alexander Schrepfer

Politik

Georgier abgeschoben, Tschetschenen verprügelt. | Moskau. Nicht nur im Kreml, auch in der russischen Bevölkerung ist man angesichts der jüngsten politischen Spannungen nicht gut auf Georgien zu sprechen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Russen unterstützen laut Umfragen mehrheitlich die Sanktionen gegen Georgien sowie die Abschiebungen von georgischen Staatsbürgern. Inzwischen wurden bereits über 500 Georgier mit Flugzeugen des Katastrophenschutzministerium in ihre Heimat zurück geschickt. Laut einer online-Umfrage der russischen Zeitung "Iswestija" sind 47 Prozent für die Fortsetzung der Sanktionen, solange Präsident Michail Saakaschwili an der Macht bleibt. Jeder dritte (34 Prozent) ist dafür, dass Russland die von Georgien abtrünnigen Teilrepubliken Abchasien und Südossetien annektiert. Nur jeder zehnte Russe ist für die Aufhebung des Sanktionen.

Ausschreitungen

Ein klarer Beweis für die herrschenden Anti-Kaukasier-Stimmungen waren ethnische Unruhen in Nordrussland (Karelien) Ende August. Nachdem bei einer Massenschlägerei in einem kaukasischen Restaurant zwischen russischen Gästen und tschetschenischen Angestellten in der karelischen Stadt Kondopoga zwei Einheimische ums Leben gekommen waren, kam es zu heftigen Anti-Kaukasier-Ausschreitungen. Die wütende Menschenmenge demolierte das Restaurant sowie mehrere Verkaufsstellen, die Kaukasiern gehörten. Die Polizei schickte über 600 OMON-Sonderpolizisten in die Stadt und musste 129 Teilnehmer der Unruhen festnehmen.

In einer Meldung vom 4. September berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA-Novosti neun Fälle ethnischer Zusammenstöße in Russland. In fünf davon war die tschetschenische Diaspora verwickelt.

Der jüngste Fall: Am 23. September ereignete sich in Naltschik (Kabardino-Balkarien / Nordkauaksus) eine Schlägerei zwischen kabardino-balkarischen und tschetschenischen Studenten mit rund 200 Beteiligten. Eine Stunde später fand am Gebäude der kabardino-balkarischen Universität eine Kundgebung mit der Forderung statt, alle Tschetschenen aus der Stadt zu deportieren.