Zum Hauptinhalt springen

Russland bald Nummer 1

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Die OPEC-Staaten bekommen bei der weltweiten Ölförderung zunehmend Konkurrenz: Die Ölversorgung aus Nicht-OPEC-Quellen ist stark gestiegen und wird weiter zunehmen, geht aus der am Donnerstag präsentierten "Statisical Review of World Energy 2003" - dem mittlerweile 52. derartigen "Welt-energiebericht" - des britischen Ölmultis BP hervor. Allein die russische Ölproduktion stieg binnen der letzten drei Jahre um 25% und wird heuer um weitere 10% zulegen - Russland wird in zwei Jahren Saudi-Arabien als größtes Förderland ablösen. Und - ein weiterer Megatrend - auch beim Erdgas, das immer wichtiger wird, haben die Russen die Nase vorne.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Weil die OPEC mehr Konkurrenz bekommt, wird der Ölpreis in den kommenden Jahren tendenziell sinken, erwartet Michael Smith, Leiter der Abteiling Energy Analysis bei BP in London.

Die Versorgungsquellen für Erdöl sind in der Welt immer breiter gestreut, die weltweiten Ölförderkapazitäten übersteigen deutlich die Nachfrage. Daher konnte auch während des Irak-Krieges oder bei zeitweiligen Produktionsausfällen in Venezuela und Nigeria der Bedarf gedeckt werden, ohne dass die Verbraucherländer ihre Notreserven anzapfen mussten - "das Systen funktioniert", so Smith. Die Produktion in Russland, im Kaspischen Meer, im Atlantik und in Kanada ist binnen drei Jahren um insgesamt 3,3 Mill. Barrel pro Tag oder mehr als 26% gestiegen. Diese Förderung könne bis 2007 um weitere täglich 5 Mill. Barrel wachsen.

Dagegen sei die Produktion der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in drei der vergangenen vier Jahre zurückgegangen. Da die globale Nachfrage - auch konjunkturbedingt - schwach und die Förderung aus Nicht-OPEC-Ländern um 1,45 Mill. Barrel pro Tag gestiegen sei, habe die OPEC ihre durchschnittliche Tagesförderung um 1,87 Mill. auf 28,2 Mill. Fass pro Tag reduziert.

China ist inzwischen zweitgrößter Ölkonsument der Welt vor Japan. Auf China entfielen 2002 mehr als zwei Drittel der weltweiten Bedarfssteigerung an Primärenergie. Der weltweite Ölverbrauch blieb fast konstant, der leichte Anstieg von 75,5 Mill. auf 75,7 Mill. Barrel pro Tag geht ebenfalls auf das Konto Chinas, wo der Ölverbrauch um 5,8% stieg.

Die weltweite Ölproduktion sank 2002 um 0,7% oder 415.000 Fass täglich von 74,4 auf 73,9 Mill. Barrel. Während die OPEC um 6,4% weniger förderte gab es starke Erhöhungen der Tagesproduktionen in Russland (640.000 Fass), Kasachstan (150.000), Kanada (170.000), Angola (160.000) und Brasilien (ebenfalls 160.000 Fass).

Erdgas wird immer wichtiger. Sein Anteil am gesamten Energieverbrauch sei mit 24% inzwischen ungefähr so hoch wie der von Kohle. Der weltweite Bedarf an Erdgas stieg 2002 um 2,8%. Außerhalb der Ex-Sowjetunion stieg der globale Gasverbrauch im vergangenen Jahrzehnt um jährlich 3,4%.

Erneuerbare Energien sind trotz eines rasanten Wachstums - zuletzt um 6% - noch unbedeutend. Ihr Beitrag zur gesamten Welt-Stromerzeugung erreicht erst knapp 2%.

Der Kohleverbrauch stieg 2002 um 6,9%. Grund hierfür sei eine "erstaunliche Erhöhung" um fast 28% in China.

Die Kernkraft legte um 1,5% zu, das meiste davon in Asien, wo sechs neue Reaktoren ans Netz gingen. Und, britisch trockener Schlusssatz der Präsentation: "Die Co2-Emissionen steigen weiter, auch in den meisten jener Länder, die das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben".