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"Russland hält den Westen für naiv"

Von Alexander Dworzak

Politik

Enttäuschung und Großmachtstreben bestimmen Moskaus Syrien-Politik.


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"Wiener Zeitung:Welche Interessen verfolgt Russland in Syrien?Margarete Klein: Präsident Wladimir Putin möchte im Konzert der Großmächte mitspielen. Der russische Flottenstützpunkt in Syrien oder die Rüstungsverkäufe an das Assad-Regime spielen nur eine untergeordnete Rolle. Viel schwerer wiegt die Enttäuschung gegenüber dem Westen.

Worüber ist Moskau enttäuscht?

Russland meint, sein Entgegenkommen werde ständig ausgenutzt; zuletzt im Libyen-Konflikt 2011. Damals stemmte man sich nicht gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, prompt missbrauchte dies der Westen, um Muammar Gaddafi zu stürzen. Auch der Irak-Krieg und die geplante Nato-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens wurden als Affront gesehen.

Im Gegenzug blockiert Russland eine Lösung im UN-Sicherheitsrat?

Ja, solange es denkt, dass sich Assad im Amt hält. Trotz des Prestigeverlustes in Arabien. Und es stemmt sich gegen militärische Umstürze von außen. Russland wirft dem Westen Naivität vor: Wird der säkulare Assad gestürzt, ergreifen Islamisten die Macht.

Speist sich diese Angst Moskaus aus eigenen Erfahrungen?

Ja, der Nordkaukasus brennt regelrecht, religiös und politisch. Moskau fürchtet ein Übergreifen des Islamismus auf seinen fragilen Süden bis nach Zentralasien.

Zur Person

Margarete Klein ist Russland-Expertin an der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik.