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Brüssel. Russland ortet massive Probleme für die unter maßgeblicher OMV-Beteiligung geplante Nabucco-Pipeline, die Öl und Gas aus Zentralasien und Nahost über die Türkei in die EU pumpen soll. So sei zwar Gazprom nach Aussagen von CEO Alexander Medwedew nicht gegen Nabucco, meint der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow. Und angesichts des weiter steigenden Energiebedarfs in der EU sei durchaus Raum für drei oder vier Pipelines nach Europa.
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Nabucco habe jedoch gegenüber den von Moskau vorangetriebenen Projekten wie der South-Stream-Pipeline einen entscheidenden Nachteil: Während letztere die Versorgung mit russischem Gas gesichert haben, sehe es für Nabucco derzeit schlecht aus. Denn sich nur auf Aserbaidschan zu verlassen, sei zu wenig. Und die jüngsten euphorischen Meldungen über "Zusagen, die Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner in Turkmenistan gehört haben könnte", seien mit Vorsicht zu genießen, warnt Tschischow.
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Liefermengen und -zeiten seien noch völlig offen. Der einzige Weg, Nabucco auszulasten, sei Gas aus dem Iran einzuspeisen. Doch hier ortet der russische EU-Botschafter Unschlüssigkeiten: "Der Westen muss sich erst noch entscheiden, ob er den Iran bombardieren oder sein Gas kaufen will".
Irakisches Öl und Gas
Die EU liebäugelt unterdessen mit der Einspeisung von irakischem Öl und Gas in ihr rund 3300 Kilometer langes Lieblingsprojekt, an dem Bulgarien, Deutschland, Österreich, Rumänien, die Türkei und Ungarn, beteiligt sind. Nabucco soll die Abhängigkeit von russischen Importen verringern.
Doch Moskau steht gleich mit drei Großprojekten am Start: Neben South-Stream direkt durch das Schwarze Meer wollen die Russen auch die Blue-Stream-Pipeline durch die Türkei nach Südeuropa ausbauen. In beiden Fällen ist der italienische Energieriese Eni der Partner von Gazprom.
Und durch die Ostsee soll die North-Stream-Pipeline russisches Gas und Öl an lästigen Transitländern wie der Ukraine und Weißrussland, aber auch Polen und den baltischen EU-Staaten vorbei direkt nach Deutschland pumpen.