"Nach wie vor gute Investitionschancen." | Wien. Der russische Staat rechnet in Folge der Finanzkrise heuer mit 40 Prozent weniger Einnahmen. Voraussichtlich würden die Staatseinkünfte bei 6,5 Billionen Rubel (144 Mrd. Euro) liegen, kündigte Finanzminister Alexej Kudrin am Freitag in Moskau an. Ursprünglich wurden 10,9 Billionen Rubel erwartet.
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Die Kapitalflucht im laufenden Jahr betrage "möglicherweise" 76,3 Mrd. bis 83,9 Mrd. Euro, erklärte der Finanzminister weiter. "Das Wirtschaftswachstum wird offenbar bei Null liegen", befürchtet er. 2008 sei das russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 6 Prozent gestiegen. Um der Finanzkrise standzuhalten, will die Regierung heuer einen Teil ihrer Geldreserven anzapfen.
Wirtschaftspolitik
Russland habe wirtschaftspolitische Fehler gemacht, betonte Vladimir Vladimirovitsch Volozhanin von der Universität Juzhno-Uralsk in Tscheljabinsk am Freitag vor Fachpublikum. In der Hochkonjunktur hätte das Land verabsäumt, die Industrie zu modernisieren und Straßen zu bauen. Russland sei zu 45 Prozent vom Rohstoffexport abhängig und spüre den sinkenden Ölpreis mit voller Wucht. Volozhanin kritisierte zudem die restriktive Kreditpolitik: "In Krisen darf man keine Politik der Geldknappheit verfolgen."
Dennoch sei das Finanzsystem stabil, das Land hätte monetäre Reserven und die Industrie ansehnliche Preisspannen. Investoren können in Russland mehr Geld verdienen als derzeit in Europa oder den USA. Volozhanin empfiehlt gut geplante Investitionen in staatlich gestützte Branchen wie Erdöl, Erdgas, Baugewerbe und Landwirtschaft. In den Finanzsektor, in Elektroenergie und in den Transport sei dagegen vorsichtiger zu investieren.
Bei Immobilien gebe es Chancen für Europäer mit Spekulationsgeld, da viele russische Wirtschaftstreibende keine Kredite bekämen. Die Quadratmeter-Preise in Moskau seien um bis zu 50 Prozent und in anderen Städten um rund 20 Prozent gesunken. Ein Einstieg bis zum Sommer könnte sich also lohnen, sagte Volozhanin.