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Moskaus Truppen operierten vor einem Jahrzehnt in Tschetschenien noch mit weit weniger Präzision als jetzt auf der Krim.
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Durch die Bilder, die wir von den russischen Spezialeinheiten, den Spetsnaz-Truppen, auf der Krim gesehen haben, wird einiges klar: Sie wirken sehr geheim, operieren ohne Erkennungszeichen, oft vermummt; sie sind diszipliniert und sie sind entschlossen. Die diplomatischen Reaktionen auf die russische Intervention werden fortgesetzt, aber im Pentagon beginnt man mit der Einschätzung der militärischen Lektionen: Russlands Aktion ist ein Musterbeispiel des schnellen Truppenaufmarschs von Spezialeinheiten, um ein begrenztes Ziel zu erreichen. "Am bemerkenswertesten war für mich bisher das offensichtliche Niveau an Disziplin, Ausbildung und Zusammenarbeit der russischen Streitkräfte", sagte Paul Saunders vom Center for the National Interest in einem Interview. Rund 15.000 Soldaten sollen die Russen am Beginn der Krise auf der Krim gehabt haben und fügten dann rasch rund weitere 5000 dazu, die meisten davon aus Spezialeinheiten. Militäranalysten sehen hier einige interessante Eigentümlichkeiten: Wofür sich der russische Präsident Wladimir Putin, früherer KGB-Oberstleutnant, entschloss, ist eher eine paramilitärische verdeckte Aktion als ein normaler militärischer Angriff. Da die Truppen keine russischen Abzeichen haben, bleibt die Möglichkeit des Abstreitens, die von den Russen genützt wird.
Auf einer Pressekonferenz vom 4. März stritt Putin ab, dass russische Truppen auf der Krim eingedrungen sind - trotz Bildmaterial, welches das Gegenteil beweist. "Man kann in ein Geschäft gehen und eine Uniform kaufen", beharrte Putin. Auch Verteidigungsminister Sergej Shoigu sagte am 5. März, dass russische Truppen auf der Krim einmarschiert sind, sei "völliger Unsinn" und er habe "keine Ahnung", wie russische Fahrzeuge dorthin gelangten.
Putin besteht darauf, dass sein Handeln nur zum Schutz der russischen Bürger und der russischsprachigen Bevölkerung der Krim dient. Das lässt darauf schließen, dass er auf ähnliche Weise auch Russen in benachbarten Staaten schützen würde. Die Operation Krim lässt auch eine Verbesserung der Qualität und der Ausbildung des russischen Militärs erkennen. Die russischen Truppen operierten vor einem Jahrzehnt in Tschetschenien noch mit weit weniger Präzision und ebenso 2008 in Georgien. Ein verpfuschter Versuch, 850 Geiseln 2002 aus einem Moskauer Theater zu befreien, endete mit dem Tod von 130 Menschen.
Die erhöhten Ausgaben Russlands für das Militär zeigen offenbar Erfolg. Die jährliche Untersuchung des International Institute for Strategic Studies schätzte in seiner Ausgabe von 2012 Russlands Verteidigungsausgaben für 2013 auf 3,78 Prozent des Bruttoinlandsprodukts - bei weitem der höchste Betrag in mehr als einem Jahrzehnt. Als Teil der Modernisierungskampagne wurden nicht geeignete Offiziere entfernt. Kurz: Diese russische Armee ist nicht mehr die, die sich in Afghanistan als so schwach erwiesen hat.
Übersetzung: Redaktion