Keine Übernahme der OMV durch russische Gazprom. | "Privatisierung war transparent." | Rumänischer Staat profitiert kräftig von Petrom-Verkauf. | Wien. Die OMV gerät in Rumänien im bevorstehenden Wahlkampf zwischen die Fronten. Im Zuge einer Regierungskrise werden Neuwahlen im Frühjahr immer wahrscheinlicher. Eine Erhöhung des Erdgaspreises durch die Petrom, die rumänische Tochter der OMV, hat zu einer politischen Diskussion geführt, die letztlich in eine Überprüfung aller Privatisierungen im Energiebereich gemündet hat. So soll auch der Verkauf von 51 Prozent der ehemals staatlichen Petrom an die OMV im Jahr 2004 noch einmal überprüft werden. Auch die rumänische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen angeblicher Ungereimtheiten.
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Weil in den rumänischen Medien viele Spekulationen publiziert wurden, die über Umwege auch in die internationale Presse gelangten und sich damit zu einem Image-Schaden für den heimischen Mineralöl-Konzern zu entwickeln drohten, hat sich OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer entschlossen, in die Offensive zu gehen.
Vertrag ist öffentlich
Zu Vorwürfen, wonach die Privatisierung der Petrom nicht transparent abgelaufen sei, meint Ruttenstorfer, der Prozess sei vom Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der EU überwacht worden. "Hier ist keinerlei Schmiergeld geflossen, und es wurde auch keines verlangt." Der Kaufvertrag sei öffentlich und entspreche allen internationalen Standards. "Es gibt hier keine einzige Klausel, die nicht üblich wäre."
Was den Vorwurf betrifft, die OMV hätte Rumänien bei der Privatisierung über den Tisch gezogen, so entgegnet Ruttenstorfer, man habe für die 51 Prozent an der Petrom 1,5 Mrd. Euro bezahlt. Zusätzlich wolle man bis 2010 drei Mrd. Euro in Rumänien investieren - unter anderem in die Öl- und Gasproduktion, die Raffinerie Petrobrazi und das Tankstellennetz. Diese Investitionen seien höher als der erwartete Netto-Gewinn der Petrom, sagt Ruttenstorfer. Die Petrom zahle außerdem seit der Privatisierung wieder höhere Dividenden (wovon auch der Staat, der noch 41 Prozent hält, profitiert); darüber hinaus sei die OMV der größte Steuerzahler Rumäniens.
Fonds für Gaspreis
Zur kritisierten Gaspreis-Erhöhung meint der OMV-Chef, Rumänien habe sich im Zuge des EU-Beitritts verpflichtet, die Preise für inländisches Gas auf das international marktübliche Niveau zu bringen. Jetzt sei einmal ein kleiner Schritt erfolgt. Für Import-Gas zahle Rumänien derzeit 300 Dollar pro 1000 m 3 , während sich inländisches Gas von 120 auf 140 Dollar verteuert habe. Die OMV werde auch in einen Fonds einzahlen, der Zuschüsse für ärmere Haushaltskunden finanzieren wird - vorausgesetzt, auch die Romgas als zweiter Gasproduzent beteiligt sich daran.
Zu den Gerüchten, die OMV könnte von der Gazprom übernommen werden (Staatspräsident Traian Basescu hatte das vor kurzem in den Raum gestellt), sagt Ruttenstorfer, die Wahrscheinlichkeit dafür sei "gleich Null". Ein Konsortium aus ÖIAG und IPIC hält 49,1 Prozent an der OMV. Sollte die Gazprom tatsächlich eine feindliche Übernahme planen, wäre es kein Problem, "dass einer der beiden Partner ein Prozent zukauft." Eine Mehrheitsübernahme wäre damit ausgeschlossen.