Interesse an Einstieg bei Estag. | Ausstieg bei Kelag kein Thema. | RWE-Chef Harry Roels geht 2008. | Essen. Die deutsche RWE, der drittgrößte Stromkonzern Europas, überlegt, ihre Beteiligungen in Österreich auszubauen. Derzeit ist die RWE mit 31,3 Prozent am Kärntner Landesversorger Kelag beteiligt.
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Bei der Bilanzpressekonferenz der RWE in Essen sagte das für Österreich zuständige Vorstandsmitglied Berthold Bonekamp auf die Frage der "Wiener Zeitung", ob die RWE beim steirischen Landesversorger Estag einsteigen könnte: "Wir sind sehr interessiert an einem Ausbau unserer Position in Österreich. Es gibt hier Gespräche, über deren Status ich aber nicht sprechen möchte".
Freilich, so Bonekamp, gebe es dabei zu bedenken, dass es in Österreich eine Verfassungsbestimmung gebe, wonach lediglich 49 Prozent an Energieversorgern im privaten Eigentum stehen dürfen. Daher gebe es die "Überlegung, wie weit wir dann gehen können."
Die steirische Landesregierung will demnächst ein Konzept vorlegen, wie weitere Anteile am Landesversorger Estag verkauft werden können. Derzeit hält der französische Stromversorger EdF gemeinsam mit dem Gasversorger GdF 25 Prozent plus eine Aktie an der Estag, den Rest hält das Land.
Die EdF will zwar verkaufen, die GdF hat aber ein Vorkaufsrecht. Nutzt sie dieses, dann kann die Steiermark nur einen Anteil an der Estag verkaufen, der weniger als 25 Prozent beträgt. Ein Investor hätte somit keine Sperrminorität und könnte eine solche Beteiligung vor seinen Aktionären nur schwer rechtfertigen.
Auch EnBW an den Steirern interessiert?
Neben der RWE wird in Medienberichten auch Interesse eines weiteren deutschen Stromkonzerns an der Estag kolportiert: der EnBW. Die EnBW ist in Österreich kein Unbekannter. Sie ist bereits mit rund 37 Prozent am niederösterreichischen Landesversorger EVN beteiligt.
Welchen Sinn eine solche Transaktion hätte, ist allerdings nicht ganz klar. Denn die EnBW steht zu mehr als 45 Prozent im Eigentum der EdF, die die Estag-Anteile ja derzeit hält. Der Verbund, Österreichs größter Stromproduzent, hat sein Interesse an einer Estag-Beteiligung bereits wiederholt klargestellt.
Bilanz übertraf die
Was die Jahresbilanz 2006 der RWE betrifft, so legte der scheidende Vorstandsvorsitzende Harry Roels Zahlen vor, die die positiven Erwartungen des Marktes deutlich übertrafen. Der Umsatz stieg um mehr als 12 Prozent auf über 44 Milliarden Euro; das betriebliche Ergebnis um fast 14 Prozent auf über 6 Milliarden Euro.
Obwohl Roels vom Kapitalmarkt sehr geschätzt wird, wurde sein Vorstandsvertrag nicht verlängert. Hintergrund dürfte sein, dass er sich zu wenig um die politischen Vertreter jener Gemeinden gekümmert hat - unter ihnen etwa Essen, Mülheim und Dortmund -, die gemeinsam rund 30 Prozent an der RWE halten.
Roels Nachfolger wird ab 1. Februar 2008 Jürgen Großmann, Chef der Georgsmarienhütte-Holding und ein enger Freund des deutschen Altbundeskanzlers Gerhard Schröder.