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Raiffeisen-Spitzeninstitut zieht bei RBI-Kapitalerhöhung mit, aber nicht voll.
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Wien. Schon bald dürfte die börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) den Startschuss für ihre am Mittwochabend angekündigte Kapitalerhöhung geben. Einiges deutet darauf hin, dass der Verkauf neuer Aktien, den das Institut nach offiziellem Sprachgebrauch für die Zeit bis zur Jahresmitte avisiert hat, noch im Jänner durchgezogen werden könnte.
So ist das Börsenumfeld gerade derzeit alles andere als ungünstig. Die positive Stimmung für Aktien werde man bei der RBI wohl nutzen, heißt es in Wiener Marktkreisen. Ein weiteres Indiz: Mit Deutsche Bank, UBS und Raiffeisen Centrobank stehen bereits die Investmentbanken, die die Transaktion managen sollen, fest.
Die Emission selbst soll stolze 2 bis 2,25 Milliarden Euro in die Kassa der RBI schwemmen. Einen Teil der geplanten Summe will die Mutter, die Raiffeisen Zentralbank (RZB), beisteuern - den allerdings nicht im vollen Ausmaß ihrer Bezugsrechte für die neuen Aktien. Ihr jetziger Anteil an der RBI - das sind 78,5 Prozent - wird somit schrumpfen. Unklar ist aber, auf welche Höhe. Denn wie viel Geld die RZB in die Hand nehmen will, ließ sie am Donnerstag offen. Deren Chef, Walter Rothensteiner, sagte nur, man werde sich an der Kapitalerhöhung "nicht nur in einem symbolischen, sondern auch in einem sichtbaren Ausmaß beteiligen". Was wohl bedeutet, dass die RZB bereit wäre, einen Betrag in dreistelliger Millionen-Höhe lockerzumachen.
Künftig mehr in Streubesitz
Für die RBI soll das Gros des frischen Kapitals also von der Börse kommen. Raiffeisen räumt dabei auch ein, dass die geplante Emission den Anteil der Streubesitzaktionäre, der aktuell bei 21,5 Prozent liegt, "signifikant" erhöhen wird.
Die Mehrheit bleibt aber in jedem Fall bei der RZB, für deren Konzern die RBI die mit Abstand wichtigste Beteiligung ist. An der Börse bringt die Raiffeisen Bank International derzeit gut fünf Milliarden Euro auf die Waage, das Aktienpaket ihrer Mutter ist rund vier Milliarden Euro wert.
Mit den Erlösen aus der Kapitalerhöhung will Raiffeisen die im Jahr 2009 während der Finanzkrise abgerufene Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro zurückzahlen - "zeitnah", wie es dort nun heißt. Ob das noch heuer sein soll, wollte RBI-Sprecherin Ingrid Krenn-Ditz am Donnerstag nicht bestätigen. Bisher war immer nur die Rede davon, dass die Tilgung spätestens Ende 2017 erfolgen werde, weil Partizipationskapital unter dem neuen, strengeren Kapitalregime Basel III ab 2018 nicht mehr als hartes Kernkapital anerkannt wird. Nun soll die Republik ihr Geld schneller zurückbekommen. Wobei Raiffeisen jedoch offen lässt, ob die Rückzahlung in einem Schritt oder in Raten erfolgt. Geplant ist im Übrigen, mit den Einnahmen aus der Kapitalerhöhung nicht nur das staatliche, sondern auch das private Partizipationskapital zu retournieren. In Summe geht es hier um 2,5 Milliarden Euro.
Börsenkurs unter Druck
Bei der RBI galt eine Kapitalerhöhung bereits seit Jahren als Option. Angesichts des niedrigen Börsenkurses war die RZB aber nicht bereit, dafür grünes Licht zu geben. Der Grund: Man wollte die Bank nicht "verschenken", zumal der RBI-Kurs weniger als die Hälfte des Buchwerts je Aktie betrug. Dass die RBI an der Börse weit unter ihrem eigentlichen Wert gehandelt wird, ist allerdings auch jetzt noch der Fall (siehe nebenstehenden Aktienchart).
Am Donnerstag notierte der Finanztitel mit 26,50 Euro um fast vier Prozent tiefer. Grund dafür war nicht nur die zuvor angekündigte Kapitalerhöhung - sondern auch die Nachricht, dass die RBI den Verkauf ihrer schwer defizitären Ungarn-Tochter vorerst nicht weiterverfolgt.