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"Bulgarien hat bedeutende wirtschaftliche Fortschritte gemacht", meine Herbert Stepic, stellvertretender Generaldirektor und Auslandschef der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB) am Montagabend vor Journalisten. Die 1994 gegründete Raiffeisenbank Bulgaria A.D. ist derzeit die achtgrößte Bank des Landes und soll nach Vorstellungen von Stepic bald zu den ersten fünf gehören.
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Den außenpolitischen Erfolgen - wie die Einladung zum NATO-Beitritt bzw. das für 2007 in Aussicht gestellt EU-Beitrittsdatum - stünden aber auf innenpolitischer Seite noch große Schwierigkeiten gegenüber, meinte Stepic.
So seien die angekündigten Reformprojekte unter der Regierung von Premier Simeon Sachsen-Coburg-Gotha bisher nur in geringem Ausmaß umgesetzt worden. Problematisch - auch für ausländische Investoren - seien die Rechtsunsicherheit und die Korruption in Bulgarien. Wichtig wäre auch ein schnelleres und transparenteres Vorantreiben der Privatisierungen in, so der RZB-Vize-Chef.
Bulgarien zeigte in den letzte drei Jahren eine zufrieden stellende wirtschaftliche Entwicklung. Das reale Bruttoinlandsrprodukt (BIP) wuchs 2001 und 2002 jeweils um 4%. Das BIP pro Kopf liegt bei 6.000 Euro, und erreicht damit knapp die Hälfte des ungarischen Wertes (12.550 Euro). Für heuer wird eine Inflation von 4,5% erwartet - im Jahr 1997 waren es noch mehr al 1.000%. Sehr hoch ist allerdings nach wie vor die Arbeitslosigkeit mit offiziellen 17,5% (2002) und die Auslandsverschuldung, die sich auf 68% des BIP beläuft.
Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) gingen von rund 700 Mill. im Jahr 2001 auf 400 Mill. USD im vergangenen Jahr zurück. Ein Grund dafür sei sicherlich die ins Stocken geratene Privatisierung der bulgarischen Telekommunikationsgesellschaft und von Bulgartabak., meinte Stepic. Österreich ist hinter dem bulgrischen Nachbarland Griechenland, Deutschland und Italien der viertgrößte Auslandsinvestor in Bulgarien. Investiert wird unter anderem in den Bereichen Papier (Meyr-Melnhof), Handel (Billa), Öl (OMV) und Banken (BA-CA und Raiffeisen).
Eine weitere österreichische Bank, die neben der Bank Austria-Creditanstalt und der RZB eine Präsenz in Bulgarien anstrebt, ist die Erste Bank. Sie ist unter den Bewerbern für die zur Privatisierung anstehenden DSK, der zweitgrößten Bank des Landes, die imkommenden Frühjahr verkauft werden soll. Raiffeisen habe es nicht auf das Massengeschäft in Bulgarien abgesehen und zeige daher kein Interesse an der DSK, erklärte Stepic. Mit 460 Mitarbeitern betreute die Bank per Jahresende mehr als 46.000 Privatkunden und 6.000 Firmen. Die Bilanzsumme der Raiffeisenbank in Bulgarien belief sich 2002 auf 302 Mill. Euro (+31%). Der IAS-Gewinn nach Steuern betrug 1,2 Mill. Euro.