Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) hat sich an der Ausschreibung um den Mehrheitsverkauf der Rijecka Banka in Kroatien beteiligt. Mitbewerber sind die Bayerische Landesbank, die Banca Commerciale | und die Banca di Roma. Die Rijecka Banka würde gut zur RZB-Tochter in Zagreb passen, sagte RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
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Bezüglich des Joint Ventures der Deutschen Genossenschaftsbank und der niederländischen Rabobank, die einen weiteren Partner suchen, wolle er Anknüpfungspunkte prüfen. Das Rabo-DG-Bank-Joint
Venture, das zunächst die Investmentbanking- und Corporate-Banking-Aktivitäten der Beteiligten zusammenfasst, könne der Start für eine europäische Genossenschaftsbank sein.
In zwei oder drei Jahren könnte bei der RZB eine Kapitalerhöhung erforderlich werden, sagte Rothensteiner weiter. Dafür wolle er weder die Landesbanken noch die Börse ausschließen. Eine Netzwerkbank
habe sicher "internationalen Wert".
Vergabe von Bank-Konzessionen erschweren
In Anbetracht der jüngsten Vorfälle um die Trigon Bank halte er, Rothensteiner, es für sinnvoll, die Vergabe von Bankkonzessionen zu erschweren. Neben strengerer Begutachtung könne er sich
vorstellen, ein neues Institut anfangs in einen eigenen "Topf" für den worst case einzahlen zu lassen. Für ihn gebe es jedenfalls nichts Schlimmeres als Kunden, die vor der Bank Schlange stehen und
ihr Geld wollen. Aber mittlerweile wüssten die Österreicher "schön langsam, bei welchen Banken ihr Geld sicher ist". Was er nicht verstehe sei, dass Sparer, die sich nach der Rieger-Pleite ihre
Spareinlagen von der Einlagensicherung auszahlen ließen, dieses Geld dann bei der Trigon einlegen.
Nicht einbeziehen will Rothensteiner zur möglichen Entlastung von Einlagensicherungssystemen Pläne, die im Zusammenhang mit den internationalen Eigenkapitalvorschlägen die Bankenaufsichten
ermächtigen würden, von einzelnen Banken zusätzliche Eigenmittel zu verlangen.
Kreditverteuerung für KMU befürchtet
Rothensteiner befürchtet, dass durch die von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vorgelegten Eigenmittel-Unterlegungsvorschriften eine Kreditverteuerung v.a. für Klein- und
Mittelbetriebe bedeuten würde. Die von den Kreditinstituten geforderte Kapital-Mindestausstattung soll die Einlagen der Bankkunden absichern. Wer als Kreditnehmer ein internationales Rating hat,
bekäme Kredite günstiger als nichtgeratete Unternehmen. Banken in Österreich und Deutschland wollen daher die Anerkennung interner Ratingverfahren. Schützenhilfe erhoffen sie sich von der kommenden
Regierung sowie von einer Untersuchung des Institutes für Höhere Studien (IHS) unter Bernhard Felderer.
Lombard-Verfahren: Strafen bis 20 Mill. Euro
Im Verfahren gegen jene österreichischen Banken, denen die EU vorwirft, im "Lombard-Club" wettbewerbswidrige Absprachen getroffen zu haben, wurde die Antwortfrist für die Austro-Institute
verlängert. Ursprünglich hatten die Banken bis 13. November Zeit, ihre Stellungnahme an die EU-Kommission zu richten. "Wir sind geniale Fristerstrecker", meinte Rothensteiner, "wir haben jetzt Zeit
bis Anfang Dezember".
Die Kommission hatte in Österreich Unterlagen beschlagnahmt, die wettbewerbswidrigen Absprachen über Zinssätze und Bankgebühren beweisen sollen. Die Maximalhöhe der Geldbußen liege bei 20 Mill. Euro
für jedes beteiligte Institut.
Banköffnungszeiten sind Anachronismus
"Die Wiener Börse handelt jetzt bis 17 Uhr 30, und die Banken schließen um 15 Uhr. Das ist absoluter Anachronismus", betonte Rothensteiner. Er könne sich regional und nach Kundenfrequenz
gestaffelte Schalterzeiten vorstellen.