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Säbelduell mindert FPÖ-Wahlchancen

Von Walter Hämmerle

Politik

Wiens FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache ist der Wunschkandidat des innerparteilich in Ungnade gefallenen rechten Lagers für das Amt des Bundesparteichefs, und auch er selbst traut sich nach eigener Aussage diese Rolle durchaus zu. Die Ähnlichkeiten mit dem jungen Jörg Haider sind - auf vielerlei Ebenen - tatsächlich nicht zu übersehen. Allerdings: Zukunftshoffnungen müssen auch Wahlen gewinnen - und den Beweis dafür, dass er das kann, ist Strache bisher schuldig geblieben.


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Erst einmal musste die FPÖ Wien sich in einem Wahlkampf beweisen, seit Strache die Landespartei im März 2004 übernommen hat: bei der EU-Wahl im Juni 2004. Der Erfolg war enden wollend. Magere 5,5 Prozent bei einem Minus von 16,5 Prozentpunkten trug die Wiener FPÖ bei - und kam damit sogar noch unter dem desaströsen Gesamtergebnis der Bundespartei von 6,3 Prozent zu liegen. Damit landete die FPÖ auch in Wien nur auf dem fünften und letzten Platz.

Damals fiel es Strache noch relativ leicht, die Verantwortung bei anderen zu suchen. Tatsächlich haben EU-Wahlen viel mit einer nationalen "Denkzettelwahl" und nur bedingt mit landespolitischen Faktoren zu tun. Der Mobilisierungskraft der Wiener FPÖ stellte der Urnengang dennoch kein gutes Zeugnis aus.

Entscheidend für den weiteren Verlauf von Straches Karriere wird das Abschneiden bei den kommenden Wiener Landtags- und Gemeinderatswahlen sein. Schafft er es nicht, das Ausmaß der erwarteten Wahlniederlage einigermaßen in erträglichen Grenzen zu halten, dürfte es mit seinen bundespolitischen Machtansprüchen rasch vorbei sein. Viel weniger als 15 Prozent bei einer Ausgangsposition von 20,2 Prozent aus dem Jahr 2001 wird sich der selbst ernannte Hoffnungsträger kaum leisten können, egal zu welchem Zeitpunkt Wiens Bürgermeister Häupl nun wählen lässt - bereits in diesem Juni, im Herbst oder doch erst regulär im kommenden März.

Dass Strache dabei auf die richtigen Themen für seine Klientel - Stichwort "Wien darf nicht Istanbul werden" - setzt, glaubt auch OGM-Meinungsforscher Peter Hajek im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Allerdings: "Wenn da nur die Sache mit der Fechterei nicht gewesen wäre." Durch diese Deklaration für das rechte Lager (Strache hatte ein Säbelduell ausgefochten und damit wochenlang für Schlagzeilen gesorgt; Anm.) mache sich die FPÖ für Wähler aus der Arbeiterschaft, eine in Wien zwischen SPÖ und FPÖ heiß umkämpfte Zielgruppe, unwählbar, ist Hajek überzeugt.

Strache setze mit seiner Strategie polarisierender Wahlkampfaussagen auf ein Kalkül, das in der Vergangenheit immer für die FPÖ aufgegangen sei. "Doch was passiert, sollten diesmal die anderen Parteien die FPÖ mit ihrer Emotionalisierungsstrategie einfach ins Leere laufen lassen?", hat Hajek Zweifel, ob auch diesmal alle Beteiligten das Spiel der FPÖ mitspielen werden. Größter Unsicherheitsfaktor dabei sind allerdings die Medien: Diese könnten, in Ermangelung sonstiger Wahlkampfthemen - selbstverständlich in formvollendeter politischer Korrektheit - den FPÖ-Wahlkampf in Schwung bringen.