Pjöngjang erwartet von Obama freundlichere Behandlung. | Tokio. Säbelrasseln gehört zu Nordkoreas Propaganda-Routine. Aber im Fernsehen ausgestrahlte Kriegsdrohungen aus dem Mund eines ranghohen Uniformierten hat die koreanische Halbinsel seit dem Beginn der Entspannungspolitik vor zehn Jahren nicht mehr erlebt. Gleichzeitig teilte das kommunistische Regime über einen US-Gelehrten mit, es hätte Plutonium für vier bis fünf Atombomben "waffentauglich" gemacht. Das Außenministerium bekräftigte, Nordkorea bleibe Nuklearmacht, solange es sich von den USA atomar bedroht fühle.
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Südkorea verstärkte die Wachen an der Waffenstillstandslinie am 38. Breitengrad. Stärkere Militäraktivitäten des Nordens gebe es aber nicht. Die Drohgebärden dienen wohl einem anderen Zweck: Die Welt und besonders den neuen US-Präsidenten Obama an die gescheiterte Nordkorea-Politik seines Vorgängers zu erinnern.
Bush zählte Nordkorea jahrelang zur "Achse des Bösen" und verhandelt mit Nordkorea erst seit einem Atomtest über bessere Beziehungen. Nach acht Jahren Streit mit Bush hofft Machthaber Kim Jong-il darauf, dass Obama die Verhandlungen mit echtem Kompromisswillen fortsetzt. Nordkorea will einen Friedensvertrag, diplomatische Anerkennung und umfassende Wirtschaftshilfe.
Im Wahlkampf hatte sich Obama bereiterklärt, ohne Vorbedingungen mit Kim Jong-il zusammenzukommen. Nichts hörte man in Pjöngjang lieber. Auch von der neuen Außenministerin Hillary Clinton erwartet das Regime eine freundlichere Behandlung. Ihren Namen hat Führer Kim in guter Erinnerung: Mit Bill Clinton hatte Nordkorea einen Atomvertrag geschlossen und sich fast auf einen Stopp der Raketenrüstung verständigt. Der US-Politologe Selig Harrison berichtete nach einem Besuch in Nordkorea, seine Gesprächspartner hätten alle "respektvoll" von Obama gesprochen.
Die militaristische Rhetorik führen Beobachter auf die bewährte Taktik von Pjöngjang zurück, einen Keil zwischen Südkorea und USA zu treiben. Früher wurde Bush beschimpft und Seoul wegen seiner Entspannungspolitik gelobt. Heute ist es umgekehrt: Südkoreas konservativer Präsident Lee Myung-bak wird als "Verräter" attackiert, während das Regime freundliche Worte für Obama findet. Bisher lässt sich Lee nicht einschüchtern: Am Montag ernannte er Hyun In-taek, den Architekten seiner harten Nordkorea-Politik, zum neuen Minister für Wiedervereinigung.