)
Westen stellt Iran Militär ins Fenster. | Raketen reichen bald bis Europa. | London/Washington/Teheran. Der Atomkonflikt mit dem Iran hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Nachdem der islamische Gottesstaat seine Zusammenarbeit mit der IAEO für beendet erklärt hat, kam die prompte Reaktion des Westens: Die USA und Großbritannien wollen eine Militäraktion gegen den Iran nicht mehr kategorisch ausschließen. Man halte sich alle Optionen offen, machte US-Vizepräsident Cheney am Dienstag gegenüber dem öffentlich-rechtlichen US-Fernsehsender PBS deutlich. Überdies finanziere das Land Terrororganisationen und sei die "Hauptquelle der Instabilität" in der Region. Zugleich wies Cheney Präsident Ahmadi-Nejad eine Mitschuld an der Verschärfung des Konflikts zu. Es handle sich um eine gefährliche Situation, die durch einige "recht empörende antisemitische Äußerungen" des Präsidenten verschärft worden sei.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Großbritanniens Premier Tony Blair verschärfte ebenfalls den Ton. Bei einer Anhörung im Parlament schloss auch er eine militärische Option nicht mehr aus. "Man kann in so einer Lage nie nie sagen." Der Westen habe zwar weiterhin die Absicht, den Streit mit diplomatischen Mitteln zu lösen. Die Entscheidung, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten, sei nur "ein erster Schritt". Das Regime in Teheran begehe "einen sehr, sehr schweren Fehler", wenn es glaube, dass sich die Weltgemeinschaft mit einer Wiederaufnahme des Atomprogramms abfinden werde. Ahmadi-Nejad warf er eine "extrem aufwieglerische Rhetorik" vor.
Europa im Schussfeld
Nach Geheimdienstberichten arbeitet der Iran an Raketen mit Reichweiten bis nach Europa. Drei Raketengenerationen des Typs "Shahab" (Sternschnuppe) existieren bereits, eine vierte Generation ist im Entwicklungsstadium. Während die "Shahab-3" mit einer Reichweite von 1.300 Kilometern Israel erreichen kann, soll die nächste Generation mit einer Reichweite von 2.000 Kilometern laut der britischen "Guardian" sogar Ziele in Mitteleuropa treffen können. Ein europäischer Geheimdienst meint sogar, das Einkaufsprogramm des Iran sei bereits weit fortgeschritten. Über sensible Güter hinaus bemühe sich Teheran intensiv um Technologie und Know-how für militärische Nutzung.