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"Gratulation, dass endlich einmal so eine Frau in ihre Sendung kommt!" jubelte der Anrufer. Wer war es, der da am Nachmittag im Ö1-Live-Talk "Von Tag zu Tag" für solche Furore sorgte? Sabina Naber, 37, Regisseurin und Autorin, sprach über ihren Krimi "Die Namensvetterin". Das Buch spielt in Wien und handelt vom Mord an einer Kabarettistin, die in Swingerklubs verkehrt, also jenen Etablissements, in denen laut Eigenwerbung aufgeschlossene Singles und Paare die freie Liebe genießen.
So richtig kam die Diskussion erst in Fahrt, als ein vielleicht nicht nur an Literatur interessierter Anrufer wissen wollte, ob die Autorin selbst schon in Swingerklubs gewesen sei. Was Sabina Naber mit ungespielter Unbefangenheit bejahte und hinzufügte, dass sie nicht zum Recherchieren dort gewesen sei, sondern um Spaß zu haben.
Das Gespräch erinnerte in der Folge ein wenig an die legendär gewordene Fernsehdiskussion zwischen Verona Feldbusch und "Emma"-Gründerin Alice Schwarzer: Hier eine pragmatische junge Frau, die keinerlei intellektuellen Diskurs schwang und oft die Worte Spaß und Lust gebrauchte. Da die erfolgreich um Fassung bemühte Moderatorin Stella Damm, die versuchte zu hinterfragen. Etwa, ob die lockend-lüsterne Frau nicht ein Fantasiebild der Männerwelt sei. "Wenn ein Mann damit Probleme hat, dann muss er selber darüber nachdenken", meinte die Autorin. Und was, wenn eine Frau damit Probleme hat? Das konnte leider nicht mehr geklärt werden. Es folgte die Sendung "Ganz Ich", ein Titel, der auch als Programm des Postfeminismus dienen könnte.