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Sabotage im "roten Korridor" Indiens

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Zug-Attentat im Osten: Bis zu 65 Tote. | Aufständische Maoisten verdächtigt. | Neu Delhi. Bei einem Zug-Attentat im Osten Indiens sind am Freitagmorgen mindestens 65 Menschen ums Leben gekommen und um die 200 verletzt worden. Die indische Regierung geht von einem Anschlag der aufständischen Maoisten aus. Der "Blaue Express-Zug" war von Kalkutta nach Mumbai (Bombay) unterwegs, als er bei Kharagpur entgleiste und mit einem entgegenkommenden Güterzug zusammenprallte. Einige Waggons wurden bei der Kollision so stark verformt, dass die Rettungskräfte über Stunden damit beschäftigt waren, Überlebende aus den Trümmern freizuschneiden.


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"Das, was ich gehört habe, scheint darauf hinzudeuten, dass die Maoisten verwickelt waren," sagte Eisenbahnministerin Mamata Banerjee im indischen Fernsehen. Es habe eine Explosion gegeben. Die Polizei vor Ort erklärte hingegen, die Gleise an der Unglücksstelle seien so manipuliert worden, dass der Zug entgleist ist.

Die abgelegene Gegend in Westbengalen gilt als Hochburg der sogenannten Naxaliten, die bereits seit Ende der 1960er Jahren einen bewaffneten Aufstand gegen die Zentralregierung führen. Indien geht seit einigen Monaten hart gegen die linken Rebellen vor. Um die 60 Anschläge in den letzten zwölf Monaten sollen auf das Konto der maoistischen Kämpfer gehen. Zumeist greifen sie Militär- und Polizeikräfte an. Ministerpräsident Manmohan Singh hat die Naxaliten als größte Gefahr für die innere Sicherheit Indiens bezeichnet.

"Schwarze Woche"

Die Bewegung, die für die Rechte der armen Landbevölkerung kämpft, hat in den letzten Jahren an Einfluss gewonnen. Der Naxaliten-Aufstand hat inzwischen 20 von 29 indischen Bundesstaaten erfasst. Die Guerilla-Kämpfer sind vor allem im "roten Korridor", einem ländlich geprägten Streifen mit vielen Bodenschätzen, aktiv, der sich vom östlichen Bengalen bis hinunter nach Andra Pradesh im Südosten des Landes erstreckt.

Die Naxaliten hatten zuvor eine "schwarze Woche" ausgerufen, um gegen die bewaffnete Offensive der Regierung zu protestieren. Die Rebellen haben schon öfter Anschläge auf Polizeistationen, Regierungsgebäude und Bahnhöfe verübt. Sie sind auch dafür berüchtigt, Personenzüge zu kapern und diese dann stundenlang in ihrer Gewalt zu halten.