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"Wir drücken der Zoe die Daumen", hieß es am Freitag in der Aufwachshow von Radio Wien. Gefolgt wurde dieser rührende Ausbruch von Solidarität aber nicht etwa vom Lied, mit dem ebendiese Zoe Österreich heuer beim Song Contest vertreten wird. Sondern vom Siegerlied des Vorjahres. Man kann es Radio Wien nicht wirklich verdenken. Selbst der lahme schwedische Elektrodiscokracher hat noch mehr Substanz als das wohl nichtssagendste Trällerpopständchen, das Österreich seit Jahren, nun ja, seit einem Jahr zum ESC geschickt hat. Aber für das Voting beim Semifinale im Mai gibt es ja eine vielversprechende Strategie, die man sich offenkundig bei Comic-Kater Garfield geborgt hat: Wenn du sie nicht überzeugen kannst, dann verwirr sie. Damit, dass die Österreicherin auf Französisch singt. Das funktioniert schon bei den Einheimischen so gut, dass "Loin D’Ici" in den Charts unter ferner liefen grundelt und der neue Videoclip nur 90.000 Klicks erwirtschaftet. Na gut, Österreicher dürfen beim ESC eh nicht für Österreich stimmen, macht also nichts, wenn ihnen das eigene Lied urwurscht ist. Vielleicht reicht es doch nicht, ein paar Takte von Nenas "Irgendwie irgendwo irgendwann" in ein paar Takte des größten Papermoon-Hits vom Sängerinnenvater zu arrangieren. Apropos "Tell me a poem": Am Montag bekommt man in Wiener Kaffeehäusern den Kaffee gratis, wenn man ein Gedicht aufsagt. Da könnte man testen, ob man mit Versen wie "In einem Land weit weg von hier / Singen wir" ins Finale kommt. Der Nicht-Frankophone merkt spätestens dann: Nicht gar viel hinter der französisch glänzenden Oberfläche.