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"Saif ist wie sein Vater: Kampfbereit und brutal"

Von Stefan Beig

Politik
Amer Albayati kennt Gaddafis Sohn gut. Foto: privat

Journalist Amer Albayati über den Diktatoren-Sohn. | Wien. Wer ist Saif al-Islam Gaddafi? Eigentlich galt der Sohn des libyschen Diktators als das moderate Gesicht seiner Familie. Er trat meist diplomatisch auf und forderte Reformen in seinem Land. Sein Image änderte sich, als er in einer düsteren TV-Ansprache erklärte, das Regime werde bis zum letzten Mann kämpfen. Sollte sein Volk den Protest nicht einstellen, drohe ein Bürgerkrieg, es würden "Flüsse voller Blut durch Libyen fließen".


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"Als er in Wien studierte, wirkte er auf mich wie ein unreifer, junger Student, der von seiner Umgebung und den Diplomaten hofiert wurde", erinnert sich der irakische Journalist Amer Albayati, der für BBC und Al-Jazeera arbeitet. Saif al-Islam und seine Schwester Aischa hatten damals eine Villa am Kahlenberg. Albayati war auch dabei, als Saif al-Islam den MBA-Lehrgang an der früheren Imadec University in Wien abschloss. "Er wollte sein Land verändern. In seiner Arbeit ging es um wirtschaftliche Reformen. Doch Saif al-Islam war nicht in der Lage, einige Fragen zu beantworten. Er konnte seine Arbeit nur mangelhaft erläutern."

"Unscheinbar"

Auf politische Aussagen habe Muammar al-Gaddafis Sohn stets verzichtet und auch sonst nur über Wirtschaft geredet. "Aufs Erste wirkte er wie das unscheinbare Söhnchen seines Vaters. Er war immer umgeben von mehreren Frauen und soll laut seinem Umfeld ein intensives Nachtleben gepflegt haben." In seinem Umkreis sei Saif al-Islams Benehmen eingebildet und autoritär gewesen, doch habe er diese Charakterzüge nach außen versteckt. Saif al-Islam hatte auch einen Tiger, der in Schönbrunn untergebracht war. Immer wieder hat er sein "Haustier" besucht. "Sein Tiger hatte einen arabischen Namen, mit dem er ihn laut brüllend gerufen hat. Saif al-Islam gab ihm dann das Fleisch zu fressen, das ihm seine Diener gereicht haben." Albayati machte das erste Interview mit dem Gaddafi-Sohn, und zwar für BBC. "In Summe habe ich dutzende Interviews mit ihm gemacht. Immer wenn er in Wien war, hat mich BBC dazu beauftragt. Und jedes Mal habe ich ihn gefragt, ob er die Nachfolge seines Vaters antreten möchte. Er hat darauf immer ausweichend geantwortet und betont: Ich bin libyscher Bürger und jeder hat die Chance, Führer zu werden - auch ich.'" Doch sein Auftreten sei das eines zukünftigen Führers Libyens gewesen. Nur habe er das nie ausdrücklich gesagt.

Über Saif al-Islams Fernsehauftritt ist Amer Albayati schockiert. "Er hat uns sein wahres Gesicht gezeigt. Er ist wie sein Vater: kampfbereit und brutal, freilich ein schwächeres Kaliber. Beiden fehlt ein denkerisches Niveau. Wenn sie eine längere Rede halten, verwickeln sie sich in Widersprüche." Gaddafi sei ein "absoluter und korrupter Diktator, der keine Ämter und Institutionen aufgebaut hat. Alle um ihn herum sind seine Marionetten. Seine Herrschaft ist eine One-Man-Show."