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Philippe Bruggisser, Chef der Swissair-Mutter SAir-Gruppe, spricht gern von Baustellen, wenn er auf die verlustreichen Beteiligungen des Luftfahrtkonzerns in Deutschland und Frankreich angesprochen wird. Nach der "Renovierung" werde die SAir-Gruppe aber "in neuem Glanze erstrahlen".
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Kritiker bemühen die Fliegersprache: Die SAir sei in heftige Turbulenzen geflogen. "Flug ins finanzielle Fiasko", titelte die Schweizer Presse. Das Engagement beim angeschlagenen deutschen Ferienflieger LTU dürfte eine halbe Milliarde Franken (323 Mill. Euro/4,4 Mrd. Schilling) gekostet haben. In Frankreich schreiben die Töchter AOM, Air Littoral und Air Liberte tief rote Zahlen. Die portugiesische TAP fliegt mit Verlusten, ebenso die belgische Sabena. "Die Swissair wird das erste Halbjahr mit Verlust abschließen. Konzernweit erwarten wir aber ein ausgeglichenes Ergebnis", sagt Bruggisser. Die SAir hatte sich jahrelang auf ihrem Nobelimage ausgeruht, mit entsprechend hohen Preisen. Als Swissair-Kunden auf billigere Flieger umstiegen, ging es bergab. Vor vier Jahren flog die SAir-Gruppe 500 Mill. Franken Verlust ein. Bruggisser setzte auf Expansion durch Beteiligungen. "Die Strategie, marode Fluggesellschaften zusammen zu kaufen, hat uns drei Milliarden gekostet", so ein SAir-Manager. Während Lufthansa mit "Star Alliance" oder British Airways mit "OneWorld" weltumspannende Allianzen schmiedeten, sucht SAir mit Partnern wie Turkish Airlines und der polnischen LOT eigene Wege. Ihrer "Qualiflyer"-Gruppe liefen Partner wie die AUA davon. Die SAir-Aktie war lange auf Sinkflug. "Wir sind theoretisch ein Übernahmekandidat", so Bruggisser, die großen Aktionäre (25% Banken, Versicherungen, 12% der Staat) stünden aber hinter dem Unternehmen.