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Die Pollensaison hat verfrüht begonnen, die Reaktion darauf ist situationsabhängig. |Ob Betroffene stark leiden, hängt von der Allergenkonzentration ab.
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Wien. Die milden Temperaturen der letzten Wochen lassen die Natur erwachen - des einen Freud, des anderen Leid. Denn die Pollensaison ist damit heuer früher gestartet. Während Hasel- und Erlenallergiker schon wieder aufatmen können, steht die Belastung der Birke kurz bevor. Und das bis zu drei Wochen früher als sonst.
Doch ob die Nase trieft, die Augen tränen oder es im schlimmsten Fall gar zum Asthmaanfall kommt, hängt nicht allein von der Pollengesamtmenge ab. Im Wesentlichen entwickelt sich das individuelle Leiden parallel dazu, wie die Pflanzen ihre Pollen und damit Allergene freigeben, skizzierte Katharina Bastl vom Pollenwarndienst am Dienstag neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.
Geschieht dies nämlich überfallsartig, nehmen die Betroffenen die Saison als stärker wahr. Steigt die Pollenkonzentration hingegen langsam und kontinuierlich an, kann sich der Körper besser auf die Belastung einstellen.
Früh erkannt - ein Gewinn
Vor allem im Vergleich der Jahre 2012 und 2013 ist man zu dieser Erkenntnis gelangt. So war im vergangenen Jahr zwar die Gesamtbelastung um über ein Drittel geringer als 2012, die individuelle Auswirkung auf die Gesundheit aber wegen des schlagartigen Blühgeschehens nach dem langen Winter umso intensiver.
Für Wolfgang Gstöttner, Leiter der HNO-Klinik der Meduni Wien, bedeuten diese Forschungsergebnisse die Chance, Belastungssituationen früher erkennen zu können. Denn früh erkannt können nämlich nicht nur chronische Verläufe, sondern auch Notsituationen vermieden werden.
"Die Nasenschleimhaut ist ein Organ, das sehr schnell reagiert", betonte Gstöttner. Bei der allergischen Rhinitis ist diese entzündet. Meist beginnt die Erkrankung im frühen Kindesalter und zieht sich zeitlebens dahin. Der sogenannte Prick-Test, bei dem allergenhaltige Lösungen auf die Haut geträufelt werden, die in Folge eingeritzt wird, liefert die detailreichste Information für die Diagnostik, betonte Fritz Horak vom Allergiezentrum Wien West.
In der Therapie setzen die Mediziner auf drei Säulen: die Allergenvermeidung, die symptomatische Therapie mit Antihistaminika und/oder Kortison sowie die spezifische Immuntherapie durch Impfungen oder die Gräsertablette. Horak empfiehlt Betroffenen, die Wettersituation zu beobachten und dementsprechend zu handeln. "Wer darüber Bescheid weiß, wogegen er allergisch ist sowie wann und wo der Pollenflug besonders stark ist, kann die Gebiete meiden und Alltag, Freizeitaktivitäten oder die Urlaubsplanung allergenarm gestalten."
Die nötigen Informationen dazu liefert der Österreichische Pollenwarndienst. Über hunderte Messstellen, sogenannte Pollenfallen, und die zeitgleiche Auswertung der online gestellten "Tagebücher" von Betroffenen ermöglichen exakte Situationsberichte. Eine neue Belastungskarte auf www.pollenwarndienst.at stellt die Hot Spots stundenaktuell und europaweit dar.
Der Ausblick
Bei der Birke wird heuer mit einer durchschnittlichen bis stärkeren Gesamtpollenbelastung gerechnet. "Bleibt das Wetter stabil, kann die Pollensaison milder ausfallen", so Bastl.
Die Gräserblüte wird etwa Anfang Mai, also auch früher, starten. Die Belastungsintensität hängt allerdings von Niederschlägen und der Temperatur im April ab. Beifuß und Ragweed blühen meist vom Spätsommer bis in den Herbst hinein. Sie bilden jährlich den Abschluss der Pollensaison. Genaue Prognosen dazu sind jedoch noch nicht möglich.