Viele Völker haben zur österreichischen Kultur beigetragen. | Zugeschnitten auf Migrantenkinder.
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Wien. Den Beitrag der Völker zur Entstehung der österreichischen Kultur lernen Schüler zurzeit im Projekt "Salam, Schalom, Servus" des Heeresgeschichtlichen Museums kennen, und zwar in drei Modulen: "Osmanisches Reich", "Vielvölkerstaat" und "Judentum/Nationalsozialismus". Die ausgestellten Objekte werden "im Hinblick auf ihren Einfluss auf das kulturelle Leben" untersucht, erzählt Georg Rütgen, der von Museumsdirektor Christian Ortner für dieses Projekt beauftragt wurde.
Ortner betont, dass man auch auf die steigende Anzahl von Schülern mit Migrationshintergrund eingehen und sie als "bereichernde Chance" nützen möchte. "Auch viele der Hauptprotagonisten im Ausstellungsbereich, unter anderem Prinz Eugen, waren Zuwanderer", erzählt der Museumsdirektor.
"Geschichte berührt noch immer", ist sich Georg Rütgen sicher. "Die Jugendlichen wissen mehr, als sie glauben. Nur sie können es oft nicht zuordnen." Den Grund dafür sieht der Projektleiter in der oft nur theoretischen Abhandlung im Geschichtsunterricht: "In der Schule wird viel mit Zahlen herumjongliert. Hier im Museum haben wir die Möglichkeit, diese Zahlen begreifbar zu machen."
Ein Beispiel sind auch die sechs Millionen ermordeten Juden des Nationalsozialismus. "Wer kann sich das vorstellen? Das sind Zahlen, die man nicht fassen kann. Man muss es daher auf einzelne Schicksale, auf den einzelnen Menschen, herunter brechen."
Ein weiteres Problem bestehe in der bis heute wirksamen Nazi-Propaganda: "Schüler sind immer wieder verwundert, dass Juden auch Österreicher waren. Das kommt leider in den Schulen viel zu wenig zur Geltung", kritisiert Rütgen. Mit Filmen und Plakaten wird die Propaganda der Nationalsozialisten analysiert. "Die Jugendlichen sehen, wie Juden dargestellt wurden und was das für diese Menschen selbst bedeutet hat."
Auch die jahrhundertealte jüdische Tradition in Wien lernen die Schüler kennen. Jiddische Redewendungen (Haberer, Beisl, Tacheles reden, Guter Rutsch!) werden erklärt. "Jeder, der ein Sprichwort verwendet, will wissen, warum man das sagt und woher es kommt. Alle Schüler hat das bisher interessiert", erzählt Georg Rütgen.
Zelt des Großwesirs
Das Modul "Osmanisches Reich" betont die gemeinsame Geschichte und den kulturellen Austausch zwischen den damaligen Großreichen. "Wir gehen auf die kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch auf die friedlichen Beziehungen und die Übernahme fremden Kulturgutes ein", sagt Rütgen. Das Thema gehöre entschärft. "Gräueltaten gab es auf beiden Seiten."
Höhepunkt ist eine Vitrine mit osmanischen Waffen, Kopfbedeckungen und Rangabzeichen, sowie ein erhaltenes Zelt eines Großwesirs, der direkt dem Sultan unterstellt war. Die Kunstfertigkeit der Osmanen war jener Österreichs weit voraus, erzählt Rütgen. Spuren des osmanischen Reiches findet man auch in der Militärmusik, bei Wörtern wie Kiosk, Joghurt, Horde und Dolmetscher. Auch die Tulpe und Rosskastanie wurde von den Osmanen vermittelt.
Das dritte Modul beschäftigt sich mit dem "Vielvölkerstaat" der k.u.k. Monarchie. Hier steht das Migrationsland Österreich mit seiner Sprach- und Religionsvielfalt im Blickpunkt. Am Ende kommt eine Mahlzeit, je nach Modul mit Cevapcici, Adana Kebap oder gehackter Hühnerleber.