Wer kennt sie nicht, die bunten Eierfarben-Säckchen der Firma Wilhelm Brauns KG. Vor 95 Jahren wurde der Grundstein für das Unternehmen in Wien gelegt - heute ist es das letzte, das in Österreich Eierfarben produziert.
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Wien. Mit stoischer Gleichmäßigkeit mischt der Mixer Salz und Farbe. In jedem einzelnen der zahlreichen Fässer bewegt sich ein Mixer - das bunte Pulver wandert zu einem Trichter, um schließlich in rote, blaue, grüne, rosa, lila oder gelbe Säckchen portioniert zu werden.
Zwei Gramm pro Verpackung, sogar immer ein bisschen mehr, so war es vor 95 Jahren schon - und so ist es bis heute. Selbst die Hasen auf den Titelbildern scheinen sich seit dem vorigen Jahrhundert kaum verändert zu haben. Am markantesten aber ist der Schriftzug: Brauns, geschrieben wie auf dem ersten Farbensack. Vor 95 Jahren legte Wilhelm Brauns den Grundstein für das Unternehmen zur Erzeugung chemischer Produkte wie zum Beispiel Eierfarben - heute ist es das letzte, das diese in Österreich produziert. Ins Ausland wurde nie exportiert.
Christbaumschmuck, Lametta und Wunderkerzen
Die genaue Rezeptur sei freilich geheim, sagt die langjährige Mitarbeiterin Gertrude Randak zur "Wiener Zeitung". Nur so viel: "Der überwiegende Anteil ist Salz, vermischt mit Lebensmittelfarbe und Zusatzstoffen."
Bis vor zehn Jahren sei der Absatz gestiegen, seitdem gehe er leicht zurück. Vor allem im Osten Österreichs greife man immer seltener zu dem bunten Pulver. Randak führt das auf das wachsende Angebot an bereits fertig gefärbten und gekochten Eiern in den Supermärkten zurück - und darauf, dass die Familien immer weniger Zeit für die Ostervorbereitungen haben. Obwohl das Färben mit Pulver ohnehin viel einfacher sei als mit Zwiebelschalen oder roten Rüben, wie man es früher gemacht hat.
Um nicht zu saisonabhängig zu sein, hat die Wilhelm Brauns KG ihr Angebot stetig erweitert. Seit 1952 stellt sie - damals noch in Wien-Landstraße - in Ergänzung zum Osterprogramm auch Christbaumschmuck, Haken und Lametta her. Besonders beliebt sei Weihrauch in Pulverform, sagt Randak. Im Jahr 1972 wurden pyrotechnische Artikel wie Wunderkerzen und Tortenfeuerwerke ins Programm aufgenommen.
1981 expandierte das Unternehmen und übersiedelte in die Brigittenau. 2002 wurde es in die 7. Haidequerstraße in Simmering verlegt, wo es heute noch ist. Geschäftsführerin ist Ilse Dirlenbach. Es gibt drei Mitarbeiter, vor Weihnachten und Ostern greife man aber auf Leiharbeiter zurück, so Randak.
Greenpeace warnt vor dem Kauf konkreter Eierfarben
Dass der Eierfarben-Verkauf weiter zurückgeht, nachdem die Umweltschutzorganisation Greenpeace im Vormonat vor dem Kauf konkreter Färbemittel gewarnt hat, glaubt Randak nicht. Greenpeace stufte unter anderem die Farben der Wilhelm Brauns KG als bedenklich ein, insgesamt enthielten 50 der 60 getesteten Produkte problematische Stoffe. Vor allem die mehrheitlich verwendeten Azofarbstoffe könnten Allergien und Hyperaktivität bei Kindern auslösen, hieß es.
"Diese Greenpeace-Tests gibt es jedes Jahr vor Ostern", sagt dazu Randak und betont: "Wir verwenden nur Lebensmittelfarben, die gesetzlich erlaubt sind. Außerdem isst man ja nicht die Schale, sondern das Ei." Ihr sei nicht bekannt, dass es jemandem nach dem Verzehr der gefärbten Eier schlecht gegangen sei. "Außer, er hat zu viele Eier gegessen."
Grundsätzlich rät Randak, die Eierfarben in Essigwasser aufzulösen. Dann zieht die Farbe am besten in die Schale ein, und das Ei färbt nicht ab. Um es zum Glänzen zu bringen, kann man es anschließend an einer Speckschwarte reiben.