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Salzburg bietet die Bühne, das Drehbuch stammt aus Brüssel

Von Martyna Czarnowska

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Die Landeshauptstadt bereitet sich auf den Höhepunkt der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft vor.


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Selbst die Lorbeerbäumchen haben ihre Aufgabe zu erfüllen. Als Symbol der Ehre sollen sie den Sitzungssaal der Universität Mozarteum und die Staatsbrücke schmücken. Zu dem Zweck werden sie aus der Stadtgärtnerei im Nonntal ins Zentrum Salzburgs verfrachtet.

Die Landeshauptstadt bereitet sich auf das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union vor. Aus 27 Ländern werden diese am kommenden Mittwoch anreisen, der Flughafen öffnet Terminal 2 dafür, Brücken und Plätze werden beflaggt, mehr als ein Dutzend Kehrmaschinen und sechs Wasserwagen kommen zum Einsatz.

Über all das informiert das Land Salzburg in regelmäßigen Aussendungen: Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Landeskorrespondenz nicht einen Aspekt der Arbeiten an dem Großereignis aufgreift. Sein Licht will das tourismus- und kongresserprobte Salzburg keineswegs unter den Scheffel stellen: Immerhin habe es mit Mirabellgarten, Festung, Hofstallgasse und der gesamten Altstadt eine "imposante Kulisse" zu bieten. Die sollen auch hunderte Journalisten, die sich angesagt haben, gebührend schätzen. "Die Bilder werden um die Welt gehen", wird per Aussendung frohlockt. Schauplätze des Gipfels sind die Felsenreitschule, wo der Abendempfang über die Bühne geht, sowie der Mirabellplatz samt -garten.

Doch die Vorbereitungen gehen über Stadtbeschmückung und routinierte Gastronomie hinaus. Die Hotelzimmer für die Delegationen sind seit Monaten gebucht, die Protokolle sind ausgearbeitet, hunderte Polizisten und Soldaten warten auf ihren Einsatz. Die Landesbehörden sind zwar eingebunden, doch die Fäden für die logistische und organisatorische Koordination laufen in Wien zusammen. Im Bundeskanzleramt sind gleich mehrere Abteilungen damit beschäftigt, die österreichische Ratspräsidentschaft abzuwickeln, wenn auch andere Ministerien ebenso daran beteiligt sind. Denn der Gastgeber beim EU-Gipfel ist Bundeskanzler Sebastian Kurz, selbst wenn die Sitzung von EU-Ratspräsident Donald Tusk geleitet wird. Mit dessen Büro in Brüssel musste das Datum vereinbart werden, dort wird auch das Protokoll für den Ablauf der Zusammenkunft bis hin zur Sitzordnung der Spitzenpolitiker fixiert. Aus Brüssel kommen übrigens auch die Dolmetscher: Das Vorsitzland greift dabei auf die Ressourcen der EU-Kommission zurück.

Anderes aber hat Österreich zu bewerkstelligen - vom Veranstaltungsort über Hotelbuchung bis hin zum Catering. Jede Delegation erhält auch eine Verbindungsperson zugeteilt, die den Kontakt mit den Gastgebern erleichtert. Ebenso gilt es, zahlreiche Sicherheitsfragen zu klären: Wie gelangen die Staats- und Regierungschefs vom Flughafen in die Stadt, vom Hotel zum Mirabellplatz? Wie viele Polizisten sind nötig? Wie weitläufig müssen die Plätze abgesperrt werden? Gleichzeitig müssen die Behörden entscheiden, ob und welche Kundgebungen sie gestatten.

Zumindest auf eines haben die Organisatoren jedoch keinen Einfluss. Wahrscheinlich würden sie gern verhindern, dass die Gäste eine weitere Salzburger Berühmtheit kennenlernen. Verbieten kann den Schnürlregen aber niemand.