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Salzburger Lässigkeit

Von Bernhard Baumgartner

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Die Meldung war mitnichten eine Überraschung: Cornelius Gurlitt, jener greise Kunsthändlersohn, der in seiner Münchner Wohnung weit mehr als tausend Kunstwerke hochkarätiger Künstler gehortet hatte, hatte auch in seinem Haus in Salzburg 60 Werke versteckt. Darunter solche von Renoir, Picasso oder Monet. Sprich: Auch in diesem Haus hatte der Mann wahre Schätze aus der von seinem Vater in der NS-Zeit unter fragwürdigen Bedingungen zusammengerafften Sammlung verwahrt.

Dass Gurlitt die Liegenschaft in Salzburg besitzt, war seit November 2013 bekannt. Unbekannt war nur, ob sich darin auch Bilder befinden. Erst jetzt wurden die dortigen Werke von einem gerichtlich bestellten Betreuer Gurlitts sichergestellt und an einen unbekannten Ort gebracht.

Dass auch in diesem Haus Kunstschätze lagern, war jedoch schon im November 2013 Gegenstand von breiten Spekulationen. Es ist völlig unverständlich, wieso es Monate gebraucht hat, um die Bilder in Sicherheit zu bringen. Jeder, der die Aufnahmen von Gurlitts Haus gesehen hat, kann erkennen, dass das heruntergekommene Anwesen mit seiner alten Holztür und den dünnen Gittern vor den Fenstern keinesfalls als sicheres Depot für Picassos oder Monets angesehen werden kann.

Hier ist eindeutig Gefahr im Verzug, schließlich ist ja nicht klar, ob Gurlitt überhaupt über alle Bilder verfügungsberechtigt ist. Dass die Bilder dort noch aufzufinden waren, würden Zyniker wohl als krasses Versagen der Salzburger Kriminalszene bewerten. Sie hat offensichtlich einen Elfmeter vergeben.