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Wie sich die Bilder doch glichen: In Tränen aufgelöste Salzburger, die mit leeren Blicken über den Rasen der Bullen-Arena starren und das Unfassbare nicht wahrhaben wollen. So war es am Abend des 3. Mai, als in der Verlängerung des Europa-League-Halbfinales gegen Marseille der Todesstoß erfolgte, so war es in der womöglich noch bitteren Europacup-Nacht am Mittwoch. Das elfte Scheitern der Salzburger beim Versuch, in die Champions League zu kommen, bedarf nach dem 2:2 gegen Roter Stern Belgrad allerdings mehr als das Beklagen des nicht gnädigen Fußballgottes. Denn so hart es klingt, die Salzburger sind selbst schuld, weil sie auf die entscheidenden Momente nicht vorbereitet waren. Zwar wurde die richtige Devise ausgegeben, einen 2:0-Vorsprung herauszuholen, um nicht wie vor zwei Jahren gegen Zagreb am Ende den Ausgleich zu kassieren, doch das Manko der jungen Elf - nämlich sich auf unvorhergesehene Spielsituationen, die den Rhythmus brechen sollen, einstellen zu können - wurde nicht ausgemerzt. Dabei hätte man wissen können, dass der mit allen Wassern aus den Untiefen der serbischen Liga gewaschene Gegner in seiner spielerischen Limitiertheit auf dieses Mittel zurückgreifen wird. Nach einem blutigen Kopfzusammenstoß samt dummer Fast-Tätlichkeit des kroatischstämmigen Marin Pongračić hatten die Serben plötzlich ihren Anlassfall, um Hektik zu erzeugen und die Aggressionshormone nach oben zu treiben, wie Alfred Tatar auf "Sky" treffend analysierte. Mit zwei Standards war Salzburg tatsächlich erledigt. Auch gegen Marseille hatte ein fälschlich zugesprochener Eckball zu Unordnung und -konzentriertheit geführt - das Gegentor war die fast logische Folge. Daraus hatte Salzburg nicht die richtige Lehre gezogen, daher regiert nun die totale Leere in den Spieler-Köpfen.