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Sammelklage gegen UBS

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wirtschaft

US-Anleger fühlen sich getäuscht. | Riskante Anleihen wurden angeblich als sicher gepriesen. | Washington. Kein Ende der Hiobsbotschaften für die Schweizer Großbank UBS. Nach den Milliardenabschreibungen im Zuge der Hypotheken- und Finanzkrise gerät sie aus den USA doppelt unter Beschuss: Ein US-Gericht gab (wie berichtet) grünes Licht dafür, die Bank zur Herausgabe von Kundendaten mutmaßlicher US-Steuersünder zu zwingen. Zudem werfen tausende amerikanische Investoren der Bank vor, sie habe Anlageprodukte noch als sicher gepriesen, als sich deren Wertverfall schon abzeichnete.


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Niederländische Auktion

Konkret geht es um die in Europa eher unbekannten "auction rate securities". Diese galten als sicher und wurden als Alternative zum Fest- oder Tagesgeld angeboten. Es sind Anleihen mit langer Laufzeit, wie sie US-Kommunen und öffentlich-rechtliche Institutionen zur eigenen Refinanzierung emittieren. Das Besondere: Der Zinssatz dieser Obligationen wird regelmäßig neu ermittelt - durch die sogenannte niederländische Auktion, die umgekehrt abläuft: Der Auktionator beginnt mit einem Höchstpreis, der so lange gesenkt wird, bis ein Bieter bereit ist, zu kaufen.

Der Markt für diese Papiere wurde auf 330 Milliarden Dollar geschätzt. Doch im Februar 2008 kamen die Auktionen ins Stocken: Die Zahl der Verkäufer stieg, Käufer fanden sich kaum noch. Die Kreditkrise hatte das Vertrauen auch in diese als sicher geltende Anlageform zerstört. Der Markt kollabierte.

Jetzt bereiten Anwälte zwei Dutzend Sammelklagen vor - neben UBS auch gegen die Deutsche Bank und große US-Institute wie die Bank of America, die Citigroup, Morgan Stanley, Wachovia und Wells Fargo.

Rein rechtlich müssten die Auktionsrisiken den Kunden zwar nicht bis ins Kleinste erklärt werden. "Wenn die Anleihen aber ausdrücklich als sicher und als Bargeld-Äquivalent verkauft wurden, könnten die Banken schon haftbar gemacht werden", erklärt Finanzrechtler Jacob Zamansky.

"Aus Gröbsten raus"

Wirtschaftlich sei die UBS indes aus dem Gröbsten raus, betonte der neue Verwaltungsratspräsident Peter Kurer. Er glaube nicht, dass die UBS eine weitere Kapitalerhöhung benötige und rechne bereits 2009 wieder mit schwarzen Zahlen. Zu Spekulationen, UBS habe im zweiten Quartal einen Verlust von 1,2 bis 3,11 Mrd. Euro verzeichnet, äußerte sich Kurer nicht.