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"Sandkastenspielerei" um den dritten Stockerlplatz

Von Katharina Schmidt

Politik

Meinungsforscher Peter Hajek (OGM) im "WZ"-Interview. | ÖVP könnte aus taktischen Gründen Hans-Peter Martin unterstützen. | "Wiener Zeitung": Wer hat aus heutiger Sicht die besten Chancen auf den dritten Platz bei der Nationalratswahl?


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Peter Hajek: Das kann man derzeit relativ schwer einschätzen. Es war noch leichter, eine Aussage zu treffen, als Peter Westenthaler noch nicht angetreten war. Der dritte Platz wird aber wahrscheinlich an Grüne oder die Freiheitlichen gehen. Wenn Hans-Peter Martin antritt, dann könnte das den Freiheitlichen wehtun. Andererseits könnte ein Antritt der Kommunisten die Grünen Stimmen kosten, etwa, wenn sie eine starke Kampagne mit Ernest Kaltenegger starten.

Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass Hans-Peter Martin bei der Nationalratswahl antritt?

Das kommt darauf an, ob er Unterstützung bekommt. Das geht entweder über die Unterschriften von Parlamentsabgeordneten oder über Unterschriftenlisten aus der Bevölkerung. Wenn er die Unterstützung selbst auftreiben muss, dann wird es schwierig, weil Martin ja Null Organisation hat. Wir könnten aber auch das Spielchen spielen: Wenn er antritt, wem zieht er dann Stimmen ab? Betroffen wären wohl SPÖ und Freiheitliche. Es könnte also auch passieren, dass ein ÖVP-Mandatar aus taktischen Gründen Hans-Peter Martin seine Unterschrift gibt.

Welche Auswirkungen hat der Kampf um Platz drei auf das Rennen um den ersten Platz? Wer wird wen Stimmen kosten?

Am Wählerpotenzial der Sozialdemokraten saugen sowohl die Freiheitlichen als auch die Grünen. Das Problem bei der SPÖ ist, dass sie eine sehr heterogene Wählerschaft hat. Es gibt einen linken Flügel, der sich nicht von der Wahlwerbung der Freiheitlichen beeindrucken lässt. Auf der anderen Seite steht aber ein rechter Flügel - diese potenziellen Wähler sind anfällig für die Slogans und Parolen von BZÖ und FPÖ.

Allerdings sind die Wählerströme derzeit noch das geringste Problem der Sozialdemokraten - die Bawag-Affäre ist noch nicht ganz ausgestanden.

Nützt oder schadet eine Sicherheitsdebatte der ÖVP?

Die ÖVP kann sich vor allem in der Frage der Sicherheit sehr gut positionieren. Mit Innenministerin Liese Prokop zeigen die Schwarzen mehr Verantwortung in Fragen der Sicherheit und der Migration als die Freiheitlichen mit ihren hitzigen Debatten. Prognosen über den dritten Platz kann man also erst dann abgeben, wenn man weiß, wann der Wahltermin ist. Außerdem muss vorher feststehen, wer nun wirklich antritt und mit welchen Spitzenkandidaten. Derzeit ist das alles noch sehr, sehr viel Sandkastenspielerei.