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Sandoz setzt Tirol unter Druck

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

+++ Novartis-Tochter stellt Bedingungen an Standort Tirol. | "Energiepreise und Müllgebühren sind viel zu hoch."


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Basel. Wird Geld investiert oder nicht? Für Tirol wird es eine Zitterpartie, ob der Basler Pharmariese Novartis respektive die Generika-Tochter Sandoz Millionen locker macht, um seine Generika-Dependancen in Kundl und Schaftenau aufzuwerten.

Produktion von Bio-Generika in Schaftenau?

Schaftenau hat gute Chancen neue Produktionsstätte für Biogenerika zu werden. 2007 und 2008 laufen die ersten Patente für mehr als 10 geschützte Medikamente ab, daher wird schon dieses Frühjahr eine Entscheidung fallen. Zuerst muss Schaftenau allerdings gegen Frankreich und Slowenien rittern, die laut Sandoz-Chef Andreas Rummelt ebenfalls in Betracht kommen.

Außerdem stellt Rummelt wie auch Novartis-Boss Daniel Vasella der Tiroler Regierung die Rute ins Fenster: Noch seien die Bedingungen nicht optimal. So werden etwa die überhöhten Strompreise und Müllgebühren kritisiert. Novartis geht davon aus, dass Tirol auf beide Kostenfaktoren Einfluss nehmen kann. Rummelt meint unmissverständlich: "Die Energiepreise sollten von Tirol gesteuert werden, was aber nicht passiert und uns verwundert, weil andere Staaten viel mehr für uns tun. Immerhin können wir unser Geschäft machen, wo wir wollen." Die Botschaft ist klar: Tirol muss sich auf jeden Fall anstrengen, erst dann werden die millionenschweren Investitionen getätigt. Dass die Preise für Zucker, der für die Antibiotikaproduktion in Kundl benötigt wird, nach der Zuckermarktreform noch immer viel zu hoch sind, wird der EU angelastet.

Bei Sandoz Österreich ist man aber zuversichtlich, dass die Mutter den Standort nicht mit Liebesentzug straft, sondern den Zuschlag erteilt. So werden im kommenden Jahr etwa 40 neue Mitarbeiter in Kundl angestellt. Das wird immerhin als erstes positives Zeichen gewertet.

Novartis ist der wichtigste Pharmakonzern im Land und beschäftigt knapp 3200 Mitarbeiter, davon sind 2600 für Sandoz tätig. Doch Sandoz ist in Österreich nicht mehr das, was es einst war. Nach der spektakulären Übernahme des deutschen Generikaherstellers Hexal und seiner US-Tochter Eon Labs im Vorjahr wurde in Wien der Rotstift angesetzt. Die Steuerzuckerl, die der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber den Schweizern anbot, waren zu verlockend. Deshalb musste die Sandoz-Zentrale von Wien nach Holzkirchen bei München übersiedeln, womit auf einen Schlag 130 Arbeitsplätze verloren gingen. Auch wurde der Tiroler Christian Seiwald als Sandoz-Chef abgesetzt und zur Entschädigung zum Leiter von Novartis Austria bestellt.

Integration von Hexal geht zügig weiter

Die Hexal-Integration wird von Rummelt konsequent fortgesetzt. Von den 53 Fabriken werden viele zugesperrt, nur die großen Standorte haben Überlebenschancen. Auch wird der Name Hexal in den meisten Ländern verschwinden. "Die Marke besitzt nur in Deutschland und Österreich Wert," meint er. In den nächsten drei Jahren müssen bei Sandoz 160 Millionen Euro eingespart werden.