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Sanfte Droge Infotainment

Von Reinhold Aumaier

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Eine der Schlüsselfragen heute: Wieviel an Information pro Tag erhält, braucht und verträgt der Mensch? Testfall Mittwoch: Wäre da nicht das Fabel-Wesen im Sozialministerium entlarvt worden und die Flugzeug-Kalamität USA-China passiert, hätte das "Mittagsjournal" fast nur mit Wirtschaftsthemen und der von Hans Langsteiner gebrochenen Lanze für den Oscar-gekrönten Film "Traffic" aufwarten können. Wenn nicht Aufregendes oder Katastrophales geschieht, kann so eine Stunde Information ziemlich lang werden. Aber man hat ja Alternativen; z. B. den "Bleiben Sie dran!"-Sender Radio Stephansdom. In der (heiligen?) Mittagsstunde erfuhren wir alles über das Monopoly-Spiel. Es gab sogar eins zu gewinnen.

Allerlei Wissenswertes über den vom Menschen so verkannten Esel erfuhren wir, zurück bei Österreich 1, nachmittags in "Moment - Leben heute". Informativ und unterhaltsam, dieses so genannte kleine "Hörgehege". Eben diese Mischung wird auch bei "Wien heute" forciert (ORF 2). Zuerst gab's Neues über die Personalrochaden im Wien nach der Wahl. Dann Mord- und Selbstmordfälle sowie einen tierischen Todesfall in Schönbrunn. Gleich darauf bekam "Traffic" auch in der "Kulturzeit" bei 3sat ein "sehenswert" verpasst.

Auch in der "Zeit im Bild" gab es keine sonderlich merkwürdige Schlagzeile. Also spitzte man schon ein wenig auf die Kulturbeiträge . . . und wurde dort ein drittes Mal von den Qualitäten des genannten Films überzeugt. Das Zuckerl zuletzt: die paar Sekunden Ansicht der "Mona Lisa", die in Paris gerade umgesiedelt wird. Ihrem gewissen Lächeln, das sich über alles auf Erden bereits Geschehene und Kommende leicht lustig zu machen scheint, verfällt man immer wieder gern aufs Neue.