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Sanfte Rebellen ernst nehmen

Von Christine Zeiner

Europaarchiv

Lateinamerika-Experten: Unaufgeregt beobachten. | Wien. "Es ist alles sehr lustig." Gerhard Drekonja beißt in ein Brötchen und schmunzelt. Der Lateinamerika-Experte pendelt zwischen beiden Gipfeln, dem offiziellen der Staats- und Regierungschefs der EU und Lateinamerika sowie den parallel dazu stattfindenden Veranstaltungen von Menschenrechtsorganisationen, Landlosenbewegungen oder Gewerkschaften, und gönnt sich gerade eine Pause.


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Es gehe um mehr als um Gruppenfotos und Händeschütteln, sagt Drekonja. In einer Welt, in der es "wie es so schön heißt, die westliche Seite mit muslimischen Fundamentalisten" zu tun habe, brauche Europa verlässliche Freunde. Abgesehen davon sei Lateinamerika für Brüssel nicht von besonderer Wichtigkeit. Und Europa tue sich mit Politikern wie den Präsidenten Venezuelas und Bolivien, Hugo Chávez und Evo Morales, schwer. "Dabei täte die EU gut daran, diese nicht wie Radikalinskis zu behandeln. Denn werden sanfte Revolutionäre wie diese abgedreht, wird es in einigen Jahren eine Explosion geben."

"Wir haben Jahrzehnte rechts regierender Populisten hinter uns gebracht - Stichwort: Perus ehemaliger Präsident Fujimori. Da gab es keine vergleichbaren Aufschreie wie heute bei Morales oder Chávez", sagt Lateinamerika-Experte Christof Parnreiter.

Schere wird größer

Die Schere zwischen Arm und Reich sei in Lateinamerika jedenfalls weiter auseinander gegangen, stimmen beide Experten überein. Unter der Präsidentschaft des Konservativen Vicente Fox seien beispielsweise in Mexiko zwar bei Wirtschaftsdaten Erfolge erzielt worden. "Diese haben aber nicht zu sozialer Entwicklung geführt", sagt Parnreiter. Die realen Lohnverluste seien größer geworden, prekäre Arbeitsverhältnisse hätten zugenommen. Eine handvoll Unternehmen könne von Freihandelsabkommen, für deren weiteren Ausbau etwa Fox eintritt, profitieren. Damit sich auch für die "große Masse der Bevölkerung" etwas zum Positiven ändere, bräuchte es andere Rezepte, meinen Parnreiter und Drekonja.