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Sanfte Revolution

Von Christina Köppl

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In der Woche, in der der Fasching auf seinen Höhepunkt zusteuert, Ballsäle von Walzermusik erfüllt sind und Seitenblicke in den Medien Hochkonjunktur haben, lieferte ORF 2 am Sonntag eine interessante Alternative. Mit "Bossa nova - Neue Welle aus Brasilien" wurde die Geschichte einer Musikbewegung präsentiert, die fernab der rhythmischen Sambaklänge des brasilianischen Karnevals liegt.

Der Bossa nova - der kleine Bruder des Samba - entstand in der Aufbruchsstimmung der 50er und 60er Jahre, die sich in den Liedtexten mit den Sehnsüchten nach einer besseren und gerechteren Welt ausdrückte. Der Militärputsch brachte ein abruptes Ende dieser kulturellen Bewegung. Die Träger derselben wanderten aus, der Bossa nova wurde als Musikgattung vor allem in Europa popolär. Die Revolte der sanften Töne, getragen von der Mittelschicht, kam im Heimatland zum Stillstand. Doch die angesprochenen Themen haben an Aktualität, vor allem in Lateinamerika, nichts verloren.

Gerade dieser Tage beriet in Porto Alegre das alternative Weltwirtschaftsforum, das besonders diesen Leitmotiven folgt. Präsident Lula da Silva versucht, Brasiliens Gesellschaft moderner und gerechter zu gestalten. Die Voraussetzungen für die Heimkehr des Bossa nova scheinen günstig.

Wenn ich in der nächsten Zeit Bossa-nova-Klänge höre, so wird mir nicht nur die sanfte Rhythmik im Ohr klingen, sondern meine Gedanken werden auch um die Anliegen der sanften Revolution kreisen.