An einem mangelt es ÖBB-Chef Christian Kern sicher nicht - an Aufträgen und "guten Ratschlägen". Kurz: Die ÖBB sollten idealerweise ein riesiges Beschäftigungsprojekt sein, mit gigantischen (ökologisch unbedenklichen!) Projekten die Konjunktur im Alleingang ankurbeln, Güter und Menschen zu Mini-Tarifen in jeden Talzipfel befördern und, bitte schön, dabei noch Gewinne abwerfen.
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Genau das ist eines der Kernprobleme: Die ÖBB sind ein Wunschkonzert, bei dem jeder Bestellungen abgeben darf - und wo sich am Ende alle wundern, dass das Unternehmen schwer defizitär ist.
Mittendrin steht ein Unternehmenslenker, dem durch eine starke Gewerkschaft, durch die Konzernstruktur, durch unkündbare Verträge, durch eine unbewegliche Unternehmenskultur und durch politisch motivierte (oft ökonomisch unsinnige) Aufträge die Hände gebunden sind. Weder ist abzusehen, wie sich ÖBB-Chef Christian Kern aus dieser Fesselung befreien kann, noch ist zu erwarten, dass er die notwendigen Freiheiten erhält: Die monatelangen Vorwahl-Politscharmützel rund um die Bahn lassen das Schlimmste befürchten.
Dass ein neuer Unternehmensboss bei Amtsantritt die Lage möglichst bedrohlich schildert, ist nicht außergewöhnlich. ÖBB-Chef Christian Kern tat sich indes nicht sehr schwer, passende Argumente zu finden: Die Zahlen sind in der Tat besorgniserregend. Kern hat mit seiner Diagnose den Finger auf die wunden Punkte gelegt. Hoffentlich wird er gehört - und muss seine Analyse nicht später als Rechtfertigung für sein Scheitern verwenden, nach dem Motto: "Ich wollte ja, aber leider .. ."
Selbstbeschäftigungzirkus ÖBB