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Je attraktiver ein Bad, desto weiter fahren die Gäste. | Edelstahl- und Natur-bäder als Alternative zur Betonbauweise. | Wien. Viele Gemeinden hangeln sich von Jahr zu Jahr mit ihren sanierungsbedürftigen, undichten Bädern. Zahlreiche Schwimmbäder stammen aus den 1960er oder 1970er-Jahren und sind damit in die Jahre gekommen. Die Eintrittspreise wurden seit langem nicht erhöht, das Bad schreibt laufend Verluste. Lassen die veraltete Technik, die Wasser-Hygiene oder undichte Stellen einen weiteren Betrieb nicht mehr zu, stehen die Kommunen vor der Entscheidung: Sanieren oder Schließen?
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Laufend investieren
Ein Frei- oder Hallenbad ist ein Anziehungspunkt für Einwohner, aber auch Touristen. "Eine Region wird durch ein attraktives Bad interessanter", sagt Renate Wala von Berndorf Bäderbau. Das Angebot schlägt die Entfernung, sagt Wolfgang Schneeweiß, Bäder- und Thermenberater bei Kohl & Partner: "Je attraktiver ein Bad ist, desto weiter fahren die Gäste." Zudem lockt ein Schwimmbecken Vereine und Freizeisportler. Und nicht zuletzt sind Bäder ein Treffpunkt in Gemeinden: "Dort treffen sich Einwohner von Jung bis Alt zum Reden, Flirten oder Entspannen", sagt Rudolf Wagner, Geschäftsführer des Naturbadanbieters Wasserwerkstatt in Wien, die pro Jahr zwei bis drei Schwimmanlagen baut.
Ob Neubau oder Sanierung - ausschlaggebend für die Planung ist, auf welche Zielgruppe das Bad zugeschnitten werden soll. Entscheider für die Auswahl des Bades in der Familie sind oft Kinder, meint Kohl & Partner in einem Bericht: An ihnen liege es, ob man in Bad A oder B fährt. Außerdem sollten Gästewünsche und bestehende Bäder im Umkreis erhoben werden. "Für die Entscheidung über neue Bäder sollten überregionale Bäderkonzepte von den Bundesländern erstellt werden", sagt Schneeweiß. Diese gebe es bisher nur vereinzelt.
Von der Planung bis zur Fertigstellung kann es ein bis mehrere Jahre dauern - denn oft sind im Vorfeld Widmungen zu klären und die Aufträge öffentlich auszuschreiben. Die reine Bauzeit kann dann auch nur wenige Wochen dauern.
Ein Schwimmbecken wird auf 20 Jahre Betrieb angelegt, allerdings sind trotzdem laufend Investitionen und Innovationen erforderlich, um sich an die veränderten Anforderungen von Kunden und Technik anzupassen. "Alle fünf bis sieben Jahre ist eine Reinvestition nötig", sagt Schneeweiß.
Als Alternative zu Freibädern aus Beton, die mit Fliesen ausgekleidet werden, können Gemeinden sich für Becken aus rostfreiem Edelstahl entscheiden. Die Hersteller von Edelstahlbädern betonen die lange Lebensdauer, die kurze Bauzeit und minimalen Unterhaltskosten. Zudem könne das gefüllte Becken ohne Gefahr von Frostschäden überwintern. Ein Besuchermagnet sind Attraktionen wie ein Wasserigel, eine Schaukelbucht oder Rutschen.
Als kostengünstigere Alternative positionieren sich hingegen Naturfreibäder. Schneeweiß sieht einen Trend zu Naturbadeteichen, die weniger finanziellen Aufwand haben und bessere Erträge liefern. Laut Wagner kosten Kleinbadeteiche sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb im Schnitt um ein Drittel weniger als Edelstahlbäder in vergleichbarer Größe. "Besonders für kleine Gemeinden sind Naturfreibäder deshalb eine Alternative", sagt der Geschäftsführer der Wasserwerkstatt.
Manche Gemeinden entscheiden sich für ein Naturfreibad, weil sie gezielt mit dem Naturambiente und der Chlorfreiheit werben. Denn im Gegensatz zum keimfreien Wasser in Edelstahlbädern enthält das kühle Nass in Naturbädern keine Chemikalien, das Wasser wird stattdessen in einem Regenerationsbereich von Wasserpflanzen gereinigt. Nicht zuletzt deshalb muss man mehr Platz als bei anderen Bädern einrechnen, sagt Wagner. Als Attraktion für Kinder können Spielbäche eingebaut werden, in denen die kleinen Gäste Wasser aufstauen können.
Finanzlage angespannt
Letztendlich sind die Auswahl und Größe des Bades oft eine Kostenfrage. "Die finanzielle Lage ist für Gemeinden schwieriger geworden", so Schneeweiß. Große Projekte können fast nie aus dem Gemeindebudget finanziert werden, deshalb sind die Kommunen meistens auf Förderungen vom Land angewiesen.
Für die Finanzierung gebe es kein Patentrezept, so Schneeweiß. Für eine Public Private Partnership (PPP) sei entscheidend, wo ein Privatunternehmer verdienen kann. Saunen, Fitnessanlagen und Solarien werfen mehr Gewinn ab, daher sei hier eine PPP interessant. Bei der Partnerschaft mit einem Unternehmer gibt es verschiedene Modelle: Entweder tritt der Unternehmer nur als Betreiber auf oder er übernimmt die Verantwortung vom Bau über den Betrieb sowie Risiko für die Betriebskosten. Dafür zahlt die Kommune für einen bestimmten Zeitraum ein Entgelt.
Da viele Projekte lange vorher geplant sind, werden sich die Sparpläne der Gemeinden erst in den nächsten Jahren auswirken. "Bisher haben wir das Sparen der Gemeinden nicht so gemerkt, die Zukunft wird wahrscheinlich problematischer", sagt Wala.