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Preisabsprachen für Waschbecken & Co seit zwölf Jahren. | Zwei Österreicher unter den Firmen. | Brüssel. Zwölf Jahre haben 17 Unternehmen die Preise für Badewannen, Waschbecken, Armaturen und andere Badezimmerausstattungen abgesprochen und so den Preis künstlich hoch gehalten. Dafür verdonnerte sie EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia am Mittwoch zu einer Strafe von 622 Millionen Euro. Auch die beiden österreichischen Firmen Artweger und Duscholux gingen den EU-Fahndern als Mitglieder es Badezimmerkartells ins Netz. Sie zählen mit knapp 2,8 und 1,7 Millionen Euro aber zu den kleinen Fischen.
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Den Löwenanteil der Buße fasste der US-Hersteller Ideal Standards mit 326 Millionen Euro aus. Dabei wurde seine Strafe wie beim deutschen Produzenten Grohe noch um 30 Prozent reduziert, weil sich die zwei Unternehmen gegenüber den EU-Ermittlern kooperativ verhalten hatten. Gar keine Strafe muss wegen der Kronzeugenregelung die US-Firma Masco zahlen, die das Kartell den Wettbewerbshütern gemeldet hatte. Villeroy & Boch fassten mit gut 71 Millionen Euro die zweithöchste Einzelstrafe aus.
Strafe für Pleite-Firmen zur Hälfte erlassen
Die Höhe der Strafe richtet sich jeweils nach dem Umsatz in dem Markt, der von den illegalen Absprachen betroffen war. Nach Überzeugung der Kommission wurden Preise und Rabatte für Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Frankreich und die Niederlande detailliert verabredet. Das ergebe 240 Millionen potenzielle Geschädigte in diesen Ländern, sagte Almunia. Inklusive der Tochterunternehmen der 17 Beschuldigten umfasse das Kartell rund 70 Firmen. Mehr als 80 der konspirativen Treffen hätten in Österreich stattgefunden, die meisten nach dem Spitzenreiter Deutschland.
Pikant ist, dass zumindest fünf der bestraften Unternehmen ernsthafte wirtschaftliche Probleme haben dürften. Den Antrag zur Strafmilderung aufgrund wirtschaftlicher Probleme haben zehn der 17 Firmen gestellt, fünf davon erfolgreich. Davon wurden zwei sogar 50 Prozent ihrer Kartellstrafe erlassen und drei immerhin ein Viertel, weil sie glaubhaft vermitteln konnten, sonst pleitezugehen. Die Wettbewerbspolitik der EU sei nicht dazu da, den Unternehmen den Todesstoß zu versetzen, meinte Almunia. Welche der Badezimmerausstatter weniger bezahlen müssen, wollte er nicht sagen: "Sonst wären ihre Zahlungsschwierigkeiten öffentlich", sagte Almunia.
Ebenfalls am Kartell beteiligt waren die Firmen Cisal, Dornbracht, Duravit, Hansa, Kludi, Mamoli, RAF, Roca, Sanitec, Teorema und Zucchetti.