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Ausgangslage ist für Amtsinhaber nicht ideal, Hollande führt in den Umfragen.
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Paris/Wien. Den offiziellen Start seines Wahlkampfs kostet Nicolas Sarkozy so richtig aus. Seit Monaten wird darüber spekuliert, wann und wie Frankreichs Präsident ankündigen wird, bei den Wahlen im April und Mai sein Amt zu verteidigen. Dass er es tun wird, daran hat ohnedies niemand ernsthaft gezweifelt. Doch das Aufrechterhalten der Spannung mobilisiert die Menschen, bringt Aufmerksamkeit und politische Punkte. Heute, Mittwoch, soll es endlich soweit sein und Amtsinhaber Sarkozy seine Kandidatur im Hauptabendprogramm des französischen Fernsehens offiziell machen.
Die Ausgangslage ist für den 57-Jährigen nicht ideal: Keiner seiner Vorgänger war am Ende seiner Amtszeit laut Umfragen so unbeliebt wie Sarkozy. Doch seine Gegner sind gewarnt; mit einem Intensivwahlkampf am rechten politischen Rand will der Präsident am Ende obsiegen. Dort trifft er auf Marine Le Pen von der rechtsextremen Front Naional (FN). Doch auch die nur wenige Prozentpunkte hinter ihm liegende 43-Jährige weiß, Spannung aufrecht zu erhalten. Sie hat groß verkündet, noch immer nicht die Unterschriften von 500 Bürgermeistern beisammen zu haben, die eine Voraussetzung für eine Kandidatur sind.
Schon ihr Vater Jean-Marie Le Pen pflegte vor der Wahl seine Anhänger zusammenrücken zu lassen, indem er Ungerechtigkeit von außen denunzierte: Aufgrund des Mehrheitswahlrechts ist die FN nämlich im Vergleich zum Anteil an Wählerstimmen bei politischen Ämtern unterrepräsentiert und in der Nationalversammlung gar nicht vertreten. Dementsprechend wenige Bürgermeister hat die FN. "Das ganze System", so wettert Marine Le Pen, "dient nur dazu, dass die Republik geschützte Domäne der großen Parteien bleibt."
Diesmal wird es für sie sogar schwieriger als sonst, die nötigen Bürgermeister-Stimmen zu erhalten. Seit den letzten Wahlen werden die Unterstützungserklärungen nach der Abstimmung veröffentlicht. Mancher konservative Bürgermeister, der früher dem FN-Kandidaten zum Antritt verholfen hat, wird sich diesmal wohl davor hüten.
Während sich Sarkozy und Le Pen rechts duellieren, hofft der Zentrist François Bayrou in die Lücke in der Mitte vorzustoßen. Doch zum einen hat die teilweise schon der sozialistische Kandidat François Hollande, der in den Umfragen führt, belegt. Zum anderen wird mit der zu erwartenden Polemik und Polarisierung Sarkozys kaum Platz für die Mitte bleiben. Denn dass er erfolgreich einen harten Wahlkampf auf dieser Ebene führen kann, hat er schon letztes Mal bewiesen.