Verschrottungsprämie verpufft. | Hilfe über 5 bis 6 Mrd. Euro zugesagt. | Paris. (dpa) Keine Hilfe ohne Gegenleistung. Nach diesem Prinzip will der französische Präsident Nicolas Sarkozy die Autokrise nutzen, um die Konzerne zu einer radikalen Umkehr ihrer Investitionsstrategie zu zwingen. Die Autobauer sollen wieder mehr im Inland fertigen, einkaufen und helfen, die Zulieferbranche fit für den Wettkampf mit der übermächtigen deutschen Konkurrenz zu machen.
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Doch nicht alle Unternehmen wollen sich vom Staat dreinreden lassen. Jetzt sucht Sarkozy die Kraftprobe. Er werde die Schlüsselbranche nicht fallen lassen, die jeden zehnten Arbeitsplatz in Frankreich sichere, sagt der Präsident. Allerdings sollen Renault und PSA Peugeot Citroën nur dann weitere Staatshilfen erhalten, wenn sie den Erhalt der Werke in Frankreich garantieren. Premierminister François Fillon forderte zudem kaum verhohlen, dass die Konzerne im Inland einkaufen: Eine Einkaufsstrategie, die fast ausschließlich nach den niedrigsten Kosten sucht, sei "nicht nachhaltig".
Widerstand bei Peugeot
Bei Renault läuft Sarkozy mit seinem Interventionismus offene Türen ein. Der Staat ist mit gut 15 Prozent Großaktionär und damit auch Arbeitgeber von Konzernchef Carlos Ghosn. Außerdem benötigt Renault 9 Mrd. Euro und hat große Probleme mit den Banken bei der Refinanzierung. Ghosn sicherte Sarkozy zu, kein Werk zu schließen und keine Fertigung auszulagern, und verzichtete auf Druck der Regierung auf seine Gehaltsprämie von zuletzt 1,4 Mio. Euro.
Ganz anders PSA: Europas zweitgrößter Autobauer wird beherrscht von der Familie Peugeot, und die pocht auf ihre Unabhängigkeit. "Der Staat darf sich weder an die Stelle des Managements noch an die der Aktionäre setzen", sagt Konzernchef Christian Streiff. PSA werde weiter Kapazitäten in Frankreich "anpassen", über die Boni entscheide die Hauptversammlung. PSA benötigt 6 Mrd. Euro an liquiden Mittel zu vernünftigen Zinsen.
Bisher zeigt die französische Verschrottungsprämie für Altwagen keine Wirkung auf den Arbeitsmarkt, da viele der im Gegenzug gekauften Kleinwagen in Tschechien, Rumänien und Spanien gebaut werden.
Sarkozys Experten brüten über neuen Maßnahmen; 5 bis 6 Mrd. Euro an Finanzhilfen hat Premier Fillon bereits zugesagt.