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Nicolas Sarkozy wird am Sonntag auf dem Parteitag offiziell mit der Führung der französischen Regierungspartei UMP betraut. Der 49-Jährige löst Alain Juppé ab, der aufgrund einer Verurteilung wegen illegaler Parteienfinanzierung den Hut nehmen musste.
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Standing Ovations sind dem neuen Vorsitzenden gewiss, wenn er in Le Bourget bei Paris vor die Delegierten der "Union pour un Mouvement Populaire" treten wird. Das Ergebnis der Urabstimmung wird zwar erst auf dem Parteitag bekannt gegeben, im Vorfeld verlautete aber bereits, dass sich eine Stichwahl wegen der "großen Mehrheit" für Sarkozy erübrige. Angesichts der enormen Popularität, die Sarkozy zunächst als Innen- und später als Wirtschafts- und Finanzminister in seiner Partei und über ihre Grenzen hinaus genießt, wird ihm ein Stimmenanteil von weit über 80 Prozent zugetraut.
Weit weniger enthusiastisch als die Basis betrachtet Präsident Jacques Chirac den Aufstieg seines ehrgeizigen Parteirivalen - macht Sarkozy doch aus seinem Wunsch, 2007 - notfalls auch in Konkurrenz zu seinem Mentor - für die Präsidentschaftswahlen zu kandidieren, kaum einen Hehl. Der Staatschef hatte die Bewerbung seines Ministers für den UMP-Vorsitz daher mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Allein, vergeblich. Nachdem sein getreuer Wunschkandidat Juppé vom Gericht mit einem Verbot politischer Ämter belegt worden war und Premierminister Jean-Pierre Raffarin durch unpopuläre Sparmaßnahmen an Anziehungskraft verloren hatte, blieb Chirac nichts anderes übrig, als dem Ruf der UMP nach Sarkozy nachzugeben. Bedingung war jedoch, dass dieser seinen Posten als Superminister abgibt, was der neue UMP-Chef am Montag auch tun wird.
Dafür hat Sarkozy nun Gelegenheit, die Partei als Sprungbrett für seine Wahlziel 2007 zu nutzen. Als erstes werde er die bisher straff hierarchisch organisierte Regierungspartei in eine lebendige, offene und von Meinungsvielfalt gekennzeichnete Bewegung umwandeln, kündigte er an. Auf laute, kritische Zwischenrufe müssen sich Chirac und seine Regierungsmannschaft also gefasst machen. Einen ersten Vorgeschmack dafür lieferte der neue Parteichef bereits: Die UMP werde Chirac 2007 unterstützen, wenn dieser dann "der am besten platzierte" Kandidat sei. Sonst nicht.