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Forderung an Mitarbeiter: Keine Streiks mehr! | Die künftige Ausrichtung soll Marktanteile bringen. | Der Sparkurs wird fortgesetzt. | Stockholm. Die "Strategie 2011" des skandinavischen Flugkonzerns SAS Group lautet: Zurück zum Kerngeschäft. Als Gründe wurden das sich rasch ändernde Marktumfeld sowie gestiegene Konkurrenz genannt. Man wolle dort wachsen, wo die Position am stärksten sei, nämlich in Nordeuropa. Ziel sei ein Passagierplus von 20 Prozent, erklärte Konzernchef Mats Jansson bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Mehr Konzentration, stärkere Wettbewerbsfähigkeit und eine neue Unternehmenskultur - mit diesen Schlagworten skizzierte Jansson "SAS neu".
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Konzernteile, die nicht zum Kerngeschäft gehören, wie Spanair, sollen demnach verkauft werden. Auch von Beteiligungen an British Midland (bmi) und Air Greenland werde man sich trennen. Der Fokus liegt dem Unternehmen zufolge in Zukunft auf den in Nordeuropa operierenden Gesellschaften SAS Danmark, Norge, Sverige und International, Blue 1, Widerøe, airBaltic sowie Estonian Air.
Was Spanair und bmi angeht, dürfte sich bereits eine Lösung am Horizont abzeichnen: Medienberichten zufolge will die Deutsche Lufthansa ihre Beteiligung an bmi aufstocken. Die Fluglinie, die selbst 30 Prozent der bmi-Anteile hält, könnte die 20 Prozent von SAS erwerben, welche die Skandinavier abstoßen möchten.
In Zusammenhang mit Spanair hat der spanische Touristikkonzern - und Spanair-Gründer - Marsans angekündigt, eine Offerte für 100 Prozent der Anteile zu legen. Man hoffe, dass SAS keinen "überzogenen Preis" verlangen wird.
Folgt Auslagerung von Unternehmensteilen?
Dabei könnten die Skandinavier das Geld gut gebrauchen: Um Mittel für geplante massive Investitionen zu gewinnen, muss kräftig gespart werden: 298 Mio. Euro bis 2010. Der Vorsteuergewinn - im Jahr 2006 knapp 31 Mio. Euro - soll auf 426 Mio. Euro pro Jahr steigen.
Doch damit nicht genug. "Wir müssen konstant effektiver werden", sagte Jansson. Dies könnte auf Entlassungen hindeuten. "Personalkosten machen ein Drittel unserer Gesamtkosten aus. Hier werden wohl deutliche Einsparungen notwendig werden", sagte Finanzchefin Gunilla Berg laut der Wirtschaftszeitung "Boersen". Bei der Verwaltung und durch die Verlegung der Konzernzentrale sollen ebenfalls Kosten reduziert werden.
Gerüchte, wonach auch SAS Ground Service, SAS Technical Service und Spirit zum Verkauf stünden, wurden nicht bestätigt. Man werde abwarten und erst im Dezember eine Entscheidung treffen.
Mitarbeiter-Aktienpaket als Beruhigungspille
Mit der "neuen Unternehmenskultur" meint Jansson vor allem eines: Mit den andauernden Streiks - zuletzt Ende Mai beim Kabinenpersonal der schwedischen SAS-Tochter - muss Schluss sein. "Streiks wird es ab sofort nicht mehr geben." Mit der Gewerkschaft soll eine neue Form der Zusammenarbeit gefunden werden.
Ein höchst notwendiger Schritt, wie der Arbeitsmarktforscher Flemming Ibsen von der Universität Aalborg meint: "Die Streikkultur muss sich ändern - aber vor allem auch die Konfliktkultur", spielt er auf den häufigen medialen Schlagabtausch des Managements mit Personalvertretern an. Um die Belegschaft versöhnlich zu stimmen, ist unter anderem ein Mitarbeiter-Aktienpaket geplant. Die Betroffenen stehen den Plänen zwiespältig gegenüber. So begrüßte der Sprecher des dänischen Pilotenverbands, Mogens Holgaard, die Aktion, aber "sie ist sicher kein Ersatz für eine nachhaltige und gute Führungs- und Verhandlungskultur".