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SAS gerät durch Rückzug von Chef Lindegaard unter Druck

Von Sylvie Maier

Wirtschaft

Analysten sind wenig begeistert. | Lindegaard hatte die Fluglinie saniert. | Suche nach Nachfolger hat begonnen. | Stockholm. Die Überraschung war diese Woche groß: Joergen Lindegaard, Präsident und CEO der skandinavischen Luftlinie SAS, wird das Unternehmen im Herbst 2006 verlassen. "Er hat den Turnaround geschafft, hat mit Restrukturierungen in fünf Jahren 14 Mrd. Kronen (1,8 Mrd. Euro) eingespart. Er hat das Unternehmen aus der Krise geführt und es ist sein Verdienst, dass SAS heute existiert und wieder Luft hat", sagt Sydbank-Analytiker Jacob Pedersen, der Lindegaards Rücktritt für die Aktie als leicht negativ bewertet. SAS habe die Krise noch nicht überstanden, wenngleich das Unternehmen heute wesentlich besser da stünde als vor fünf Jahren. Im Februar konnte Lindegaard zum ersten Mal einen Jahresabschluss mit schwarzen Zahlen präsentieren 92 Millionen Kronen Gewinn, bei einem Umsatz von knapp 50 Milliarden.


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Lindegaard begründete seine Entscheidung damit, dass die Zeit reif sei für einen Führungswechsel. Und was ihn betreffe, so wolle er sich neuen Herausforderungen widmen. Der Manager hatte 2001, unmittelbar vor den Anschlägen auf das World Trade Center, den Job als oberster SAS-Boss angetreten. Durch die Terroranschläge veränderte Reisemuster, aber auch die Konkurrenz durch Billigfluglinien hätten sich stark aufs Geschäft ausgewirkt. "Es war eine Zeit großer Veränderungen", sagte er in einer Presseaussendung.

Nordischer Nachfolger

Der Aufsichtsrat bedauert Lindegaards Entscheidung. "Er hatte eine der schwierigsten Top-Positionen in Skandinavien inne", sagte Aufsichtsratsvorsitzender Egil Myklebust. Einen Strategiewechsel werde es jedenfalls nicht geben. "Lindegaard hat ein stabiles Fundament für Veränderungen gelegt, die es fortzusetzen gilt", betonte Myklebust. Die Nachfolge des Top-Managers werde höchstwahrscheinlich ein Däne, Norweger oder Schwede antreten, sagte Senior-Vizedirektor Hans Ollongren. Zwar sei es keine zwingende Notwendigkeit, einen Skandinavier auszuwählen, dennoch hätten diese in der Regel den besseren Einblick in ein skandinavisches Unternehmen. Mit der Suche nach einem Nachfolger wurde bereits begonnen.

Möglicherweise will der scheidende AUA-Chef Vagn Soerensen, der sein Unternehmen ebenfalls im Herbst 2006 verlassen und in seine Heimat Dänemark zurückkehren wird, in Lindegaards Fußstapfen treten - vor seinem Wechsel zur AUA im Jahr 2001 war er Vizepräsident und Deputy CEO bei SAS. Damals war er gegangen, weil er über eine Kartell-Affäre wegen unerlaubter Preisabsprachen gestolpert war.